Andy Burnham:Der Krisenmanager von Manchester

Andy Burnham: Andy Burnham, Bürgermeister des Großraums Manchester.

Andy Burnham, Bürgermeister des Großraums Manchester.

Andy Burnham ist erst seit dem 5. Mai im Amt. Doch der Bürgermeister von Greater Manchester findet passende Worte der Trauer und Versöhnung, er koordiniert vorbildlich - und schimpft, wenn es sein muss.

Porträt von Alexander Menden

Nachdem Manchester United Ajax Amsterdam am Mittwochabend im Europa-League-Finale 2:0 besiegt hatte, setzte Andy Burnham eine vielsagende Twitter-Nachricht ab: "Manchester United. Tonight more than ever" ("Manchester vereint - heute Abend mehr denn je"). Das war als Glückwunsch an den Cup-Sieger gemeint, aber zugleich auch als Signal der besonderen Geschlossenheit der Stadt nach dem Selbstmordanschlag vom vergangenen Montag.

Unter normalen Umständen hätte man Burnham, der erst am 5. Mai ins frisch geschaffene Amt des Bürgermeisters für den Großraum Manchester gewählt worden war, die Gratulation wohl lediglich als politisch opportune Geste angerechnet. Schließlich ist er, aus der Nähe von Liverpool stammend, ein eingefleischter Fan des FC Everton. Doch angesichts des Traumas, dem sich die nordwestenglische Metropole in diesen Tagen stellen muss, wirkte die Nachricht ebenso ehrlich empfunden wie das Zeichen, das die Spieler von United setzten, als sie ihren Sieg den Opfern des Anschlages widmeten.

Feuerproben können kaum aufreibender ausfallen als jene, mit der sich Burnham, 47, im Moment konfrontiert sieht. Als er sein Amt vor gut zwei Wochen antrat, richtete sich sein Hauptaugenmerk auf dringliche, aber alltägliche Probleme der Region Greater Manchester, wie Verkehr und Wohnungsbau. Im Ausnahmezustand, in dem seine Stadt jetzt ist, hat sich der Bürgermeister jedoch als Krisenmanager bewährt. Er hat die passenden Worte der Trauer und Versöhnung gefunden, seine Rolle bei der Koordinierung der polizeilichen Arbeit untadelig ausgefüllt, und auch mit seiner Wut über die in den USA durchgesickerten Ermittlungsdetails nicht hinterm Berg gehalten.

Burnham, Sohn eines Telefontechnikers und einer Rezeptionistin, trat schon mit 14 Jahren der Labour-Partei bei. Nachdem er 2001 erstmals ins Unterhaus gewählt worden war, machte ihn Premier Gordon Brown 2007 zum stellvertretenden Finanzminister. 2008 wurde er Kultur-, 2009 Gesundheitsminister.

Parteiübergreifend erwarb er sich Ansehen, indem er die Bildung einer unabhängigen Untersuchungskommission zur Hillsborough-Katastrophe von 1989 vorantrieb. Die Kommission sprach 2014 die Fans des FC Liverpool von jeder Schuld an dem Unglück frei; von ihnen waren 96 bei der Massenpanik 25 Jahre zuvor umgekommen. Auslöser des Unglücks waren stattdessen Fehler der Polizei gewesen. Zwei Bewerbungen Burnhams um den Labour-Parteivorsitz, 2010 und 2015, scheiterten allerdings.

Mit Jeremy Corbyn ist Burnham, ein Vertreter der politischen Mitte, selten einig gewesen, obwohl der linke Labour-Chef ihn sogar in sein Schattenkabinett berief. Seine Bürgermeisterkandidatur in Manchester galt für Burnham daher auch als Gelegenheit, sich aus Corbyns Umfeld zu entfernen. Wie die vergangenen Tage gezeigt haben, ist Corbyns Verlust nun Manchesters Gewinn.

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