Amnesty-Bericht zum Südsudan:Kämpfer verüben Gräueltaten an Zivilisten

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Im Flüchtlingslager: Diese Kinder mussten ihre Heimat Bor wegen der Kämpfe verlassen. (Foto: dpa)

Regierungstruppen und Rebellen im Südsudan gehen brutal gegen Zivilisten vor. Das zeigt ein Bericht der Menschenrechtsorganisation Amnesty International. Wehrlose Krankenhauspatienten werden erschossen, Kinder und schwangere Frauen vergewaltigt.

Trotz aller internationaler Friedensbemühungen begehen die Konfliktparteien im Südsudan nach Berichten von Menschenrechtlern weiterhin schreckliche Gräueltaten an der Zivilbevölkerung. Rebellen und Regierungstruppen machen sich einem Bericht von Amnesty International (AI) zufolge systematischer und ethnisch motivierter Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig.

Zeugen schilderten der Menschenrechtsorganisation massive Gräueltaten. "Kinder und schwangere Frauen wurden vergewaltigt und alte, hilflose Menschen in ihren Krankenhausbetten erschossen", heißt es in dem Dokument. Die Nachforschungen vom März deckten "unvorstellbares Leid zahlloser wehrloser Zivilisten" auf, sagte Michelle Kagari, AI-Vizedirektorin für Afrika.

Ein Überlebender schilderte ein Massaker in der Hauptstadt Juba. Er sei dort mit mindestens 300 anderen Männern in einer Kaserne eingepfercht gewesen. "Es war heiß und wir hatten kein Wasser, als wir das Fenster öffneten, um Luft zu bekommen, feuerten Soldaten durch die Fenster in den Raum", sagte der Mann. Viele Menschen seien getötet worden. "Die Überlebenden lagen zwischen den Erschossenen und stellten sich tot, die Soldaten schossen auf alles, was sich bewegte, wir waren zwölf Überlebende", sagte der Zeuge.

Eine Frau beschrieb, wie ihre zehnjährige Schwägerin in Gandor von zehn Männern vergewaltigt wurde. Eine weitere Zeugin beschrieb, wie sie trotz Schwangerschaft von neun Soldaten vergewaltigt wurde und ihr Kind verlor. Sieben Frauen, die sich gewehrt hätten, seien mit Holzlatten missbraucht worden und gestorben.

Hungersnot droht

Amnesty-Mitarbeiter sprachen für den Bericht mit zahlreichen direkt von der Gewalt betroffenen Zivilisten über deren Erlebnisse sowie mit Zeugen der Gräueltaten. Sie hatten unter anderem die seit Monaten umkämpften Städte Bor, Bentiu und Malakal besucht. Regierungstruppen und Milizen der Opposition wollen sich dort die Kontrolle über die Ölfelder sichern.

Durch die anhaltende Gewalt drohe dem Südsudan eine Hungersnot, weil Flüchtlinge nicht zum Säen auf ihr Land zurückkehrten, warnte AI zudem. Die Versorgung der Vertriebenen mit Lebensmitteln und Medikamenten werde "absichtlich verhindert". Bei Angriffen auf Hilfsorganisationen in verschiedenen Regionen seien schon mindestens drei Mitarbeiter getötet worden, hieß es.

Amnesty fordert die UN in ihrem Bericht auf, die UN-Mission für den Südsudan (UNMISS) zu erweitern. Diese solle sich auf den Schutz der Bevölkerung, Ermittlungen zu Menschenrechtsverletzungen und die Versorgung der Notleidenden konzentrieren. Zudem müsse der Zugang zu humanitärer Hilfe für die Notleidenden gesichert werden.

Der Südsudan ist seit Mitte 2011 unabhängig vom Sudan. Ein seit langem schwelender Machtkampf zwischen Präsident Salva Kiir und seinem ehemaligen Stellvertreter Riek Machar eskalierte im vergangenen Dezember. Kiir gehört der Volksgruppe der Dinka an, Machar derjenigen der Nuer.

© Süddeutsche.de/AFP/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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