Amnesty-Bericht:China führt Hinrichtungs-Statistik an

Die konkrete Zahl ist ein streng gehütetes Staatsgeheimnis, doch eines gilt als sicher: In keinem anderen Land der Welt werden so viele Menschen hingerichtet wie in China.

Die genaue Zahl ist nicht bekannt, aber Amnesty International spricht von mehreren tausend Menschen, die im vergangenen Jahr in China hingerichtet wurden: Damit ist die Volksrepublik der "aktivste Scharfrichter" weltweit. Dies geht aus dem neuen Todesstrafen-Jahresbericht der Menschenrechtsorganisation Amnesty International hervor, der am Montag veröffentlicht wurde.

China führt Hinrichtungs-Statistik an

Wegen eines Heroindelikts zum Tode verurteilt: Ein Tatverdächtiger wird in das Gericht in Nanjing gebracht. China lässt noch immer mehr Menschen hinrichten als die gesamten restlichen Länder zusammen.

(Foto: dpa)

In anderen Staaten der Welt wurden insgesamt mindestens 527 Todesurteile vollstreckt. In China gelten Todesurteile und Hinrichtungen als "Staatsgeheimnis". Nur in Ausnahmefällen wird darüber berichtet. Deshalb verzichtete Amnesty in diesem Jahr zum zweiten Mal darauf, konkrete Zahlen oder Schätzungen zu nennen.

Auf Platz zwei der Statistik liegt Iran mit mindestens 252 Exekutionen, gefolgt von Nordkorea (60), dem Jemen (53) und den USA (46). Zwar stellt die Organisation fest, dass die Zahl der Todesurteile rückläufig sei. Sie spricht von einem "eindeutigen Trend zu einer Welt ohne Todesstrafe": Im vergangenen Jahr fanden nur noch in 23 von 192 Staaten Hinrichtungen statt. Doch gibt es auch in Europa noch immer ein Land, das Todesurteile vollstreckt: In Weißrussland wurden im März 2010 zwei Männer auf Beschluss des Staates getötet.

Dramatisch bleibe die Situation in China und im Iran: In China dürfte die Zahl der Hinrichtungen bei etwa 5000 liegen, schätzt die Organisation. In den 90er Jahren lagen die Schätzungen noch bei 7000 bis 9000. Weltweit befänden sich laut Amnesty noch mehr als 17.000 Menschen in Todeszellen.

Unterdessen hat vor dem Völkermordtribunal in Kambodscha das Berufungsverfahren gegen den früheren Folterchef der Roten Khmer, Kaing Guek Eav, alias Duch, begonnen. Duch ist der einzige, der wegen der Gräueltaten der Roten Khmer in Kambodscha verurteilte worden war. Er plädiert in der Berufungsverhandlung auf Freispruch, er sei nur ein kleines Rad im Getriebe gewesen, argumentierte sein Anwalt in Phnom Penh. "Unter dem Rote-Khmer-Regime gab es kein Gesetz, sondern stattdessen die Linie der kommunistischen Partei. Wenn es kein Gesetz gab, gab es auch kein Verbrechen", meinte der Anwalt.

Duch war im vergangenen Jahr unter anderem wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu 35 Jahren Haft verurteilt worden. Er leitete das berüchtigte Foltergefängnis S-21. Die Strafe wurde wegen Unregelmäßigkeiten in der Untersuchungshaft und der dort bereits abgesessenen Zeit auf 19 Jahre reduziert.

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