Altmaier gegen Ströbele:Twitter-Duell der NSA-Gegenspieler

Normalerweise schreibt Kanzleramtschef Altmaier Drohbriefe, damit keine Akten mehr aus dem NSA-Untersuchungsausschuss an die Öffentlichkeit dringen. Jetzt leisten sich er und sein Widersacher, der Grüne Ströbele, auf Twitter ein humoristisches Mini-Gemetzel.

Von Thorsten Denkler, Berlin

Wenn es Peter Altmaier packt, dann setzt er sich meist spät am Abend noch an seinen Rechner. Oder nimmt sein Smartphone. Und twittert. Twitter-König war mal sein zweiter Vorname als er noch nicht Chef des Bundeskanzleramtes war.

Jetzt hat er mal hingelangt und sich auf Twitter mit seinem ärgsten Widersacher in Sachen NSA-Affäre einen durchaus amüsanten Twitter-Schlagabtausch geliefert: Peter Altmaier, Chef des Bundeskanzleramts und oberster Aufseher über die deutschen Geheimdienste, 73.000 Follower gegen Christian Ströbele, Urgestein und Ikone der Grünen, seit einer gefühlten Ewigkeit als Abgeordneter Geheimdienst-Überwacher im Parlamentarischen Kontrollgremium und jetzt auch im NSA-Untersuchungsausschuss des Bundestages, 28.000 Follower.

Altmaier hat die Opposition unter Dauerverdacht, jede Aufklärung verhindern zu wollen. Im Oktober schrieb er einen Brief an den Vorsitzenden des NSA-Ausschusses in dem er unverhohlen droht, Anzeige zu erstatten, sollten weiterhin geheime Dokument für den Ausschuss an die Öffentlichkeit gelangen.

Auf Twitter nun hat Ströbele am Dienstagabend zwei Tweets abgesetzt, die Altmaier offenbar herausforderten. In dem einen schreibt Ströbele:

Er nimmt Bezug auf jüngste Veröffentlichungen der Enthüllungsplattform Wikileaks. Demnach hat der amerikanische Geheimdienst NSA über Jahre die komplette französische Staatsspitze abgehört. Und das möglicherweise mit Suchbegriffen, die die NSA auch auf BND-Rechner eingesetzt hat.

Darum schreibt Ströbele in einem zweiten Tweet direkt hinterher:

Der Kanzleramt nämlich hält die Selektoren unter Verschluss und will sie nur einer von der Regierung bestellten Vertrauensperson zur Einsicht geben. Die soll dann dem Ausschuss Bericht erstatten.

Altmaier scheint sich spätestens jetzt persönlich angegriffen zu fühlen. Und twittert an Ströbele adressiert:

Ströbele bemerkt dazu nur süffisant:

Altmaier wechselt die Strategie und macht den Spaß mit:

Ströbele kontert mit einem Seitenhieb:

Das wiederum kann Altmaier so nicht stehen lassen. "1) Aber so was von!", frotzelt er zur "ehrlichen Lösung". Und: "2) Bin mir nicht so sicher." Er meint wohl, ob, die NSA damit zufrieden wäre, wenn er den Job der Vertrauensperson übernähme. Kommt dann aber mit einer kleinen Charme-Offensive um die Ecke:

Derart umschmeichelt wittert Ströbele seine Chance, selbst derjenige sein zu können, der die Selektoren-Listen einsehen darf:

Nach Moskau reiste Ströbele einst, um dort Edward Snowden zu treffen. Leider werden aber wohl weder Altmaier noch Ströbele zu Vertrauenspersonen ernannt. Was schade ist. Würden dann beide so offen über die Selektoren twittern, wie in diesem kleinen Duell übereinander, dann wäre dem angeblichen Aufklärungsanspruch der Kanzlerin vollends genüge getan.

Am nächsten Tag konnte sich Altmaier dann wieder schöneren Dingen zuwenden. Etwa an der Seite der Bundeskanzlerin die Queen am Eingang des Bundeskanzleramtes begrüßen.

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