Altersvorsorge:Größtes Rentenplus seit Jahrzehnten

Um vier bis fünf Prozent werden die Altersbezüge 2016 steigen. Gute Nachrichten gibt es auch für Beitragszahler.

Von Thomas Öchsner, Würzburg

Die 20,5 Millionen Rentner in Deutschland können 2016 mit einer Erhöhung ihrer Bezüge von vier bis fünf Prozent rechnen. Das hat die Rentenversicherung mitgeteilt. "Ost und West zusammengenommen, besteht die begründete Aussicht, dass es die größte Rentenanpassung seit der Jahrhundertwende werden könnte", sagte der Vorsitzende des Bundesvorstands der Deutschen Rentenversicherung Bund, Alexander Gunkel, bei einem Seminar in Würzburg. Das Rentenniveau wird langfristig aber weiter sinken.

Wie sich die Erhöhung auf die alten und neuen Bundesländer verteilt, lässt sich derzeit noch nicht sagen. Gunkel rechnet jedoch damit, dass die stets zum 1. Juli fällige Rentenerhöhung im Osten etwas höher sein wird als im Westen. Fällt die Anpassung in der erwarteten Größenordnung aus, wäre dies für die Rentner in Ostdeutschland der höchste Aufschlag seit 1997. Im Westen gab es ein Plus von mehr als vier Prozent zuletzt 1993.

Eine Erhöhung von 4,5 Prozent würde einem Standardrentner, der 45 Jahre lang zum Durchschnittslohn (derzeit 2917 Euro im Monat) gearbeitet hat, etwa 60 Euro mehr im Monat brutto bescheren. Gunkel wies aber darauf hin, dass 2016 ein Ausnahmejahr bleiben werde. Langfristig werde die Anhebung wieder bei zwei bis drei Prozent pro Jahr liegen.

Wie stark die Renten zulegen, hängt vor allem von den Löhnen ab. Sie dürften 2015 um etwa drei Prozent steigen. Auch andere Rechenfaktoren, wie das Verhältnis zwischen Beitragszahlern und Rentnern, wirken sich positiv aus. Hinzu kommt ein einmaliger Sondereffekt: Im vergangenen Jahr war die Rentenerhöhung um etwa einen Prozentpunkt geringer, weil bei der Ermittlung der Durchschnittslöhne mehr Geringverdiener wie zum Beispiel Behinderte in Werkstätten mitgezählt wurden. 2016 erhalten die Rentner dafür nun einen Ausgleich in der gleichen Höhe.

Für die Beitragszahler wird sich im nächsten Jahr allerdings voraussichtlich nichts ändern. Der Beitrag dürfte nach den Berechnungen der Rentenversicherung bei 18,7 Prozent bleiben. Erst 2021 - und nicht schon 2019 wie zunächst prognostiziert - müsste der Beitragssatz dann auf 19,3 Prozent angehoben werden, sagte Gunkel. Das liegt vor allem daran, dass der Beschäftigungsboom in Deutschland und die zum Teil kräftigen Tariferhöhungen deutlich mehr Geld in die Kasse der staatlichen Versicherung spülen. Im Herbst 2014 war die Rentenversicherung wegen der hohen Ausgaben für das Rentenpaket der Bundesregierung noch von einem Defizit in Höhe von vier Milliarden Euro ausgegangen. Nun wird es sich Ende des Jahres auf etwa 1,9 Milliarden Euro belaufen. Die Finanzreserve der Rentenversicherung beläuft sich dann auf 33,7 Milliarden Euro. Das entspricht etwa dem 1,75-fachen einer Monatsausgabe.

Das Rentenniveau wird aufgrund der Rentenreformen allerdings weiter zurückgehen. Wer 45 Jahre wie der Durchschnitt verdient hat, kommt derzeit auf eine Rente vor Abzug von Steuern von 47,4 Prozent seines Nettogehalts. 2030 wird sich das Rentenniveau auf voraussichtlich nur noch 44,3 Prozent belaufen.

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