In gewisser Weise stolperte auch er über einen Versprecher. So zumindest betrachtete Horst Köhler (2004-2010) jenes unglückliche Zitat, das seinen Rücktritt als Bundespräsident einleitete.
Nach einem Truppenbesuch in Afghanistan sagte der CDU-Politiker in einem Rundfunkinterview: "Meine Einschätzung ist (...), dass (...) wir auf dem Wege sind, doch auch in der Breite der Gesellschaft zu verstehen, dass ein Land unserer Größe mit dieser Außenhandelsorientierung und damit auch Außenhandelsabhängigkeit auch wissen muss, dass im Zweifel, im Notfall auch militärischer Einsatz notwendig ist, um unsere Interessen zu wahren, zum Beispiel freie Handelswege (...)." Nicht wenige lasen aus diesen Worten des Bundespräsidenten das Bekenntnis zu einem Militäreinsatz aus wirtschaftlichen Interessen - was dieser aber nie so gemeint haben wollte.
Weil er nicht die politische Rückendeckung bekam, die er sich gewünscht hätte, nahm Köhler am 31. Mai 2010 - wie mancher Beobachter konstatierte: beleidigt - seinen Hut. So hat er dann doch noch einen bleibenden Eindruck hinterlassen: Nicht als politische Führungsgestalt, sondern als erster Bundespräsident, der das Amt freiwillig niederlegte. (Lübke hatte aus Krankheitsgründen wenige Wochen vor seinem offiziellen Amtsende auf eine weitere Pflichtausübung verzichtet.) Bei seiner feierlichen Verabschiedung mit militärischen Ehren, dem Zapfenstreich, wurde auf Wunsch des Ex-Präsidenten der St. Louis Blues March gespielt, mit der vielsagenden Liedzeile: "Ich packe meinen Koffer und mache mich aus dem Staub."