Aktivisten versetzen Israel in Alarmbereitschaft:Unliebsame Gäste

Es ist die Rede von "Hysterie": Mit einem massiven Sicherheitsaufgebot am Flughafen von Tel Aviv bereitet sich die israelische Regierung auf die Ankunft Hunderter pro-palästinensischer Aktivisten aus Europa und den USA vor - sie will ihnen die Einreise verweigern.

Ein Flughafen in Alarmbereitschaft: An diesem Freitag erwartet Israel an seinem internationalen Flughafen Ben Gurion die Ankunft mehrerer hundert Aktivisten aus Europa und den USA. Man rechne mit insgesamt 500 Männern und Frauen - darunter auch Aktivisten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die pro-palästinensische Aktion steht in Zusammenhang mit der Hilfsflotte für den Gazastreifen, die in Griechenland festsitzt. Israel will die pro-palästinensischen Aktivisten an der Einreise hindern - und die Flugzeuge in ein gesondertes Terminal umleiten.

Aktivisten versetzen Israel in Alarmbereitschaft: Israelische Polizisten im Einsatz am Flughafen Ben Gurion: Das massive Aufgebot an Sicherheitskräften, um pro-palästinensische Aktivisten abzufangen, stößt auch innerhalb der israelischen Regierung auf Kritik.

Israelische Polizisten im Einsatz am Flughafen Ben Gurion: Das massive Aufgebot an Sicherheitskräften, um pro-palästinensische Aktivisten abzufangen, stößt auch innerhalb der israelischen Regierung auf Kritik.

(Foto: AFP)

Von 21 Uhr an würden Hunderte Polizisten im Einsatz sein, sagte Polizeisprecher Mickey Rosenfeld auf Anfrage, um "jegliches Chaos zu verhindern". Die Beamten hätten die Anweisung erhalten, mit "Entschiedenheit und der gebotenen Zurückhaltung" einzugreifen und Verursacher von Unruhen festzunehmen, fügte er hinzu.

Alle Reisenden nach Israel müssen mit längeren Wartezeiten, schärferen Kontrollen und ausführlichen Befragungen direkt nach der Landung rechnen. Insgesamt werden bis zum Freitagabend nach israelischen Medienberichten 22.000 Fluggäste erwartet. Israel hat nach einem Bericht der Haaretz von allen Fluggesellschaften verlangt, die Passagierlisten 48 Stunden vor dem Start zu übergeben. Israelisches Sicherheitspersonal auf europäischen Flughäfen sei angewiesen worden, Informationen über mögliche verdächtige Passagiere einzuholen. Diese würden noch vor der Passkontrolle festgenommen und in ihre Heimatländer zurückgeschickt.

Die pro-palästinensischen Aktivisten wollen eine Woche im Westjordanland verbringen und damit ihre Solidarität mit den Palästinensern demonstrieren. Die israelischen Sicherheitskräfte rechnen damit, dass Aktivisten auch an Demonstrationen gegen Israel teilnehmen. Innenminister Izchak Aharanowitsch bezeichnete die Aktivisten als Extremisten und Hooligans, die die öffentliche Ordnung stören wollten.

Doch der Großeinsatz der Polizei auf dem Flughafen Ben Gurion stößt in Israel auch auf Kritik. Regierungsmitarbeiter hätten sich beschwert, dass Israel wie ein Polizeistaat und eine Bananen-Republik aussehe, berichtete die Tageszeitung Jediot Achronot unter dem Titel "Wir sind verrückt geworden". Die Aktivisten stellten keine bedeutsame Gefahr dar und die Hysterie sei übertrieben. Auch das öffentliche Radio sprach von einer "Hysterie" der Behörden.

Die pro-palästinensichen Aktivisten wollen mit ihrer Aktion die internationale Flotille mit Hilfsgütern in den Gazastreifen flankieren. In israelischen Medien ist deswegen schon von der Flightille die Rede.

Griechische Küstenwache stoppt französisches Schiff

Ziel des einwöchigen Besuchs der Aktivisten unter dem Motto "Willkommen in Palästina" sei es, Solidarität mit den Palästinensern gegen die israelische Besatzung zu demonstrieren. Die Teilnehmer wollten das Leben mit palästinensischen Familien teilen, Flüchtlingslager besuchen und Olivenbäume pflanzen. Israel wisse genau, dass die Aktivisten kein Chaos am Flughafen anrichten wollten, heißt es in einer Erklärung des "Palestine Justice Network". "Wir haben auch nichts Gefährliches dabei."

In griechischen Häfen liegen derzeit insgesamt zehn Schiffe vor Anker. Sie werden von den Behörden daran gehindert, in Richtung Gazastreifen in See zu stechen. Auch das französische Boot Dignité al Karama, das nach eigenen Angaben zur Gaza-Flotille gehört, ist auf dem Weg in den Gazastreifen vor Kreta gestoppt worden. Nach Angaben der Organisatoren der Fahrt zog die griechische Küstenwache das Boot in der Nacht zu Donnerstag in den Hafen von Sitia. Die griechischen Behörden würden dem Schiff nun unter "dem Vorwand von Verwaltungsvorschriften" verbieten, in Richtung Gazastreifen in See zu stechen, sagte eine Sprecherin des Organisationsteams der Nachrichtenagentur AFP.

Die griechische Hafenpolizei bestätigte den Stopp des Boots. Die Behörden führen zur Begründung ihres Verbots die Drohung Israels an, die Schiffe notfalls mit Gewalt zu stoppen. Vor einem Jahr hatten israelische Soldaten bei der Erstürmung eines ersten Hilfskonvois auf dem Meer neun türkische Besatzungsmitglieder erschossen.

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