Wegen eines Sturms:Russische Kriegsschiffe ankern vor der Normandie

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  • Die russische Marine berichtet, dass Kriegsschiffe nach einem Manöver in den Ärmelkanal eingefahren seien.
  • Russland hält seit längerem verstärkt Manöver ab, kürzlich lösten Kampfjets im europäischen Luftraum einen Nato-Alarm aus.
  • Nato und Deutsche Marine reagieren gelassen.
  • Der ukrainische Außenminister zeigt sich besorgt angesichts neuer russischer Truppenbewegungen.

Russische Kriegsschiffe im Ärmelkanal

Russische Kriegsschiffe sind einem Bericht der Nachrichtenagentur Ria Nowosti zufolge in den Ärmelkanal eingefahren. Das Geschwader unter Führung des U-Bootjägers Seweromorsk habe die Straße von Calais passiert und befinde sich nun in neutralem Gewässer, heißt es in dem Bericht, der sich auf die russische Marine beruft. Das Geschwader warte in einer Bucht vor der Küste der Normandie ab, bis ein Sturm vorüberziehe.

Deutsche Marine spricht von "normalem Verfahren"

Die Nato reagierte gelassen. "Nach unseren Erkenntnissen sind die Schiffe auf der Durchreise und wurden vom schlechten Wetter aufgehalten", erklärte die westliche Militärallianz in Brüssel. "Sie führen aber keine Manöver durch, wie es uns manche russische Schlagzeilen glauben machen wollen."

Auch die Deutsche Marine übte Zurückhaltung. "Das ist überhaupt nichts Besonderes und auch keine Provokation, sondern ein ganz normales Verfahren", zitiert die Nachrichtenagentur Reuters aus "Kreisen". Die Schiffe hätten lediglich Übungen abgehalten.

Der Ärmelkanal zähle wie etwa die Straßen von Gibraltar oder Hormus zu den internationalen Seeschifffahrtsstraßen, die für jeden frei durchfahrbar seien, hieß es. Dies gelte auch für Kriegsschiffe, die dort weder ihre Radaranlagen abschalten noch sich anmelden müssten. Auch dass die russischen Kriegsschiffe in einer Bucht vor der Normandie einen Sturm abwarteten, sei durchaus üblich.

Russische Machtdemonstration in Europa

Im Zuge der Ukraine-Krise hatten sowohl die Nato als auch Russland die Anzahl ihrer Manöver in Europa deutlich erhöht. Ende Oktober hatte eine außergewöhnlich hohe Zahl russischer Kampfjets im europäischen Luftraum bei der Nato einen Alarm ausgelöst. Es hieß, dies sei der bisherige Höhepunkt einer Entwicklung gewesen, die sich seit längerer Zeit abzeichne. Welches Ziel diese russischen Manöver haben könnten, sei unklar.

Oberstleutnant Stephan Persson Tyrling, Chef der "Luftoperativen Abteilung" bei der Hochschule der schwedischen Armee in Stockholm, hatte im Gespräch mit SZ.de vermutet, dass es sich dabei um eine Machtdemonstration handle. Es sei "ein Signal der Stärke", Russland wolle wieder als Supermacht wahrgenommen werden. Man werde in Zukunft noch mehr russische Flugzeuge in der Luft sowie mehr Kriegsschiffe und U-Boote auf See erleben. Auch unmittelbar vor Beginn des G-20-Gipfel im australischen Brisbane ließ Russland mehrere Kriegsschiffe vor der Küste Australiens kreuzen.

Ukrainischer Außenminister fordert Hilfe von Deutschland

Die Ukraine zeigte sich besorgt angesichts neuer russischer Truppenbewegungen: Man müsse sich auf eine Winteroffensive vorbereiten, sagte der ukrainische Außenminister Pawlo Klimkin der Bild-Zeitung. Er forderte Unterstützung aus Deutschland. "Für unsere Truppentransporter brauchen wir dringend Dieselmotoren, die wir in Deutschland angefragt haben. Hier wäre eine schnelle Lösung wichtig." Aus der Bundesregierung hieß es dem Bericht zufolge, jede Lieferung an die Ukraine sei eine Provokation an Russland, die den Frieden schwieriger mache.

© Süddeutsche.de/Reuters/hai - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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