Afghanistan:Zahlreiche Tote bei IS-Anschlag auf Moschee in Kabul

Afghan men carry a dead body from the site of a suicide attack followed by a clash between Afghan forces and insurgents after  an attack on a Shi'ite Muslim mosque in Kabul

Hilfskräfte bergen Tote und Verletzte nach dem Anschlag auf eine schiitische Moschee in der afghanischen Hauptstadt Kabul.

(Foto: REUTERS)
  • Mehrere bewaffnete Attentäter stürmten eine schiitische Moschee im Zentrum der afghanischen Hauptstadt Kabul.
  • Behörden meldeten mindestens 25 Tote und mehr als 50 Verletzte.
  • Gerade erst hatte Bundesinnenminister Thomas De Maizière (CDU) mitgeteilt, dass wieder über Asylanträge von Afghanen entschieden werde und Abschiebungen dorthin in begrenztem Rahmen verantwortbar seien.

Bei dem Anschlag auf eine Moschee in der afghanischen Hauptstadt Kabul sind nach Regierungsangaben mindestens 25 Menschen getötet worden. Mehr als 50 weitere seien verletzt worden, teilte ein Sprecher des afghanischen Gesundheitsministeriums mit. Die Zahlen könnten noch steigen. Ambulanzen brächten immer noch Opfer in die Krankenhäuser. Die Terrormiliz "Islamischer Staat" nahm die Tat für sich in Anspruch.

Ein Zeuge berichtete, ein mit einer Sprengstoffweste ausgerüsteter Angreifer habe zwei Polizisten am Eingang zur Moschee erschossen. Ingesamt vier Attentäter hätten das Gebäude dann gestürmt. Mehrere Menschen konnten sich demnach noch in Sicherheit bringen. Unter den bislang identifizierten Toten seien zehn Zivilisten, sagte der stellvertretende Sprecher des Innenministeriums der Nachrichtenagentur AFP. Zudem seien ein Polizist und ein Mitglied einer Spezialeinheit getötet worden. Auch ein Geistlicher, der die Gebete leitete, sei ums Leben gekommen, sagte Mir Hussain Nasiri, ein Mitglied des religiösen Rats der Schiiten in Afghanistan. Informationen des Innenministeriums zufolge ist der Überfall beendet.

Explosionen und Gewehrfeuer aus der Moschee

Die Angreifer hatten während des Freitagsgebets um die Mittagszeit die schiitische Moschee im normalerweise friedlichen und zentral gelegenen Wohnviertel Chair Chana gestürmt. Nach Behördenangaben hatte sich zuerst am Tor ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt. Einem Polizeisprecher und Anwohnern zufolge waren Explosionen und Gewehrfeuer aus der vollbesetzten Moschee zu hören. Die Polizei habe die Gegend abgeriegelt.

Die Terrormiliz IS ließ kurz darauf über ihre Propaganda-Agentur verlauten, sie sei für die Tat verantwortlich, zwei mit Sprengstoffgürteln ausgerüstete Kämpfer hätten die schiitische Moschee angegriffen.

Hintergrund: Schiiten in Afghanistan

Rund drei Millionen Schiiten leben in Afghanistan. In der Vergangenheit waren sie immer wieder ins Visier der sunnitischen Extremisten des IS geraten und wiederholt angegriffen worden. Zuletzt waren Kämpfer des IS Anfang August in eine Moschee in der westafghanischen Stadt Herat eingedrungen und hatten mindestens 50 Menschen getötet und etwa 80 verletzt. In Kabul hatte der IS zuletzt Mitte Juni eine Schiitenmoschee an einem hohen schiitischen Feiertag angegriffen und vor dem Tor mindestens vier Menschen getötet.

Gerade erst hatte Deutschlands Bundesinnenminister Thomas De Maizière (CDU) mitgeteilt, dass das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) auf der Grundlage eines neuen Lageberichts ab sofort wieder über Asylanträge von Afghanen entscheidet. Nach einem Sprengstoffanschlag nahe der deutschen Botschaft in Kabul Ende Mai hatte die Bundesregierung die Abschiebung afghanischer Flüchtlinge weitgehend ausgesetzt. Das BAMF hatte Asylanträge von Afghanen zuletzt zwar weiter bearbeitet, die Entscheidungen zwischenzeitlich aber zum Großteil ausgesetzt. De Maizière sagte nun, die Regierung halte an ihrem Kurs zu Abschiebungen in das Land fest: "Wir wissen, dass die Lage in Afghanistan kompliziert ist." In begrenztem Rahmen seien Abschiebungen dorthin aber verantwortbar.

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