Afghanistan:Zahl der Todesopfer nach Anschlag bei deutscher Botschaft steigt weiter

Afghanistan: Trümmer vor der zerstörten deutschen Botschaft in Kabul

Trümmer vor der zerstörten deutschen Botschaft in Kabul

(Foto: AP)
  • Bei dem Anschlag vor der deutschen Botschaft in Kabul sind mehr Menschen getötet worden als bislang angenommen.
  • Afghanistans Präsident Ghani spricht von mehr als 150 Todesopfern.
  • Die Taliban könnten die Regierung des Landes nicht stürzen, sagte Ghani außerdem.

Die Zahl der Todesopfer nach dem Anschlag im Diplomatenviertel der afghanischen Hauptstadt Kabul hat sich nach offiziellen Angaben auf mehr als 150 erhöht. Mehr als 300 Menschen seien zudem schwer verletzt worden, sagte Afghanistans Präsident Aschraf Ghani bei einer Friedenskonferenz in Kabul.

Bislang waren die Behörden davon ausgegangen, dass bei dem Anschlag in unmittelbarer Nähe der deutschen Botschaft mindestens 90 Menschen getötet wurden. Bei Anschlägen auf ein Begräbnis der Opfer gab es vergangene Woche ebenfalls mehrere Tote.

Kurz nach Beginn der Konferenz war unweit des Veranstaltungsorts eine Rakete eingeschlagen. Es sehe so aus, als ob sie einen Grünbereich der italienischen Botschaft getroffen und keinen Schaden angerichtet habe, hieß es von der Polizei. In Medienberichten hieß es, die Rakete sei in der daneben liegenden indischen Botschaft oder nahe dem benachbarten Nato-Hauptquartier eingeschlagen. Die Konferenz mit Teilnehmern aus mehr als 20 Ländern findet unter schweren Sicherheitsvorkehrungen in dem etwa zwei Kilometer vom Anschlagsort entfernten Außenministerium Afghanistans statt.

Präsident Ghani warnte die radikalislamischen Taliban vor einem Umsturzversuch. Es werde ihnen nicht gelingen, die Regierung zu Fall zu bringen, sagte er. Afghanistan wirft dem eng mit den Taliban kooperierenden Hakkani-Netzwerk vor, hinter den zwei Anschlägen vor der Botschaft und auf das Begräbnis zu stecken.

Die Sicherheitslage hat sich in Afghanistan besonders seit dem Abzug der meisten internationalen Truppen Ende 2014 drastisch verschlechtert. Auch deshalb diskutieren Nato-Partner, ob sie wieder mehr Truppen nach Afghanistan schicken sollen. Die Bundeswehr hat derzeit rund 940 Bundeswehrsoldaten im Land. Der Einsatz ist immer noch ihr größter weltweit.

Ghani sagte weiter, dass die Zahl ausländischer Kämpfer in seinem Land in den vergangenen Jahren drastisch gestiegen sei - von 200 auf 11 000. Afghanische Sicherheitskräfte schieben schon lange viele Sicherheitsprobleme auf diese Kämpfer. In Afghanistan gibt es immer mehr Gebiete, in denen die Regierung weder Recht noch Ordnung durchsetzen kann. Sicherheitsexperten befürchten, dass diese neuen großen rechtsfreien Räume Al-Qaida-Kämpfern und aus Syrien und dem Irak fliehenden Kämpfern der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) eine Zuflucht bieten könnten.

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