Afghanistan:Wenig Hoffnung in Seoul

Die Regierung von Südkorea ist wenig optimistisch. Auch drei Wochen nach Beginn des Geiseldramas geht man nicht davon aus, dass die Geiseln schon bald wieder frei sein werden.

Knapp drei Wochen nach Beginn des Geiseldramas in Afghanistan rechnet die südkoreanische Regierung nicht mit einer schnellen Freilassung ihrer 21 Landsleute.

Korea reuters

Die südkoreanische Regierung rechnet mit einem baldigen Ende des Geiseldramas.

(Foto: Foto: Reuters)

Außenminister Song Min Soon sagte in Seoul, Südkorea sollte darauf vorbereitet sein, dass sich die Geiselkrise weiter hinziehe. Die Familien der Geiseln äußerten sich enttäuscht von dem Treffen zwischen US-Präsident George W. Bush und dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai am Montag in Camp David. Auch im Falle des entführten Deutschen in Afghanistan zeichnete sich kein Durchbruch ab.

Die Familien der südkoreanischen Geiseln teilten mit, sie hätten die Nacht auf Grund ihrer Erwartungen nicht schlafen können. Die Freilassung ihrer Verwandten sei von dem Treffen zwischen Bush und Karsai abhängig gewesen. Bei der Begegnung seien "nicht genügend Anstrengungen gemacht worden, um aktiv wertvolles Leben zu retten".

Nach dem Treffen hatte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der US-Regierung, Gordon Johndroe, einen von den Taliban geforderten Austausch von Gefangenen abgelehnt. Darauf hätten sich die beiden Präsidenten verständigt, wurde Johndroe von der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap zitiert.

Die radikal-islamischen Taliban fordern im Tausch gegen die südkoreanischen Geiseln die Freilassung von acht Gesinnungsgenossen aus afghanischer Haft. Taliban-Sprecher Kari Jussif Ahmadi schlug am Dienstag den Austausch einiger weiblicher Geiseln gegen angeblich inhaftierte Taliban-Frauen vor.

Er wisse nicht genau, wie viele Taliban-Frauen in afghanischer Haft säßen, wurde Ahmadi von Yonhap zitiert. "Doch falls Kabul sie freilässt, wollen wir die gleiche Zahl von weiblichen Geiseln gehen lassen."

Bei den inhaftierten Frauen handele es sich um Sympathisantinnen, die verurteilt worden seien, weil sie Rebellen Unterschlupf gewährt hätten, sagte Ahmadi. Die Taliban hätten keine "weiblichen Minister oder Kämpferinnen".

Ahmadi hatte zuvor gesagt, zwei der gefangenen Koreanerinnen seien ernsthaft erkrankt. Der südkoreanische Außenminister Song Min Soon bestritt dies am Dienstag jedoch. "Die Geiseln können nach fast 20 Tagen Gefangenschaft nicht bei perfekter Gesundheit sein", sagte Song. Es gebe jedoch keine Anzeichen dafür, dass irgendeine der Geiseln "bedrohlich krank" sei.

Die Taliban hatten nach der Verschleppung der Gruppe von ursprünglich 23 Koreanern am 19. Juli die Freilassung von acht inhaftierten Gesinnungsgenossen gefordert. Zwei der männlichen Geiseln wurden von ihren Entführern erschossen.

Auch im Fall des seit 18. Juli in Afghanistan entführten 62- jährigen deutschen Bauingenieurs zeichnet sich keine neue Entwicklung ab. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes sagte am Dienstag in Berlin: "Der Krisenstab steht in engem Kontakt mit der afghanischen Regierung und bemüht sich weiter intensiv um die Freilassung der deutschen Geisel."

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