Afghanistan:Taliban ernennen neuen Chef

Mullah Akhtar Mansour

Mansur war durch eine US-Drohne getötet worden.

(Foto: AP)
  • Haibatullah Achundsada ist neuer Anführer der afghanischen Taliban.
  • Seinen Vorgänger Achtar Mansur hatten die USA vergangenes Wochenende mit Hilfe einer Drohne getötet.
  • Anders als die meisten Taliban-Anführer ist Achundsada als religiöser und nicht als militärischer Führer bekannt.

Vier Tage nach der Tötung von Mullah Achtar Mansur durch US-Drohnen haben die afghanischen Taliban seinen Nachfolger ernannt. In einer von einem Sprecher versandten E-Mail heißt es, Mullah Haibatullah Achundsada sei neuer Anführer der Bewegung.

Über ihn ist bisher nur wenig bekannt. Innerhalb der Taliban fungierte der Religionsgelehrte als Richter, der sich vor allem Beschwerden innerhalb der islamistischen Organisation annahm. Zuletzt war er einer der Stellvertreter von Achtar Mansur. Ungewöhnlich ist, dass Achundsasa bisher keinerlei militärische Erfahrung hat.

Zum ersten Stellvertreter des neuen Anführers wurde der Leiter der Militäroperationen, Siradschuddin Hakkani, ernannt, der bereits unter Mullah Mansur als Stellvertreter fungiert hatte. Hakkani ist Anführer einer selbstständigen militanten Gruppierung, die für zahlreiche Anschläge in Afghanistan verantwortlich sein soll. Hakkani steht auch auf der Terror-Liste der USA.

Zweiter Stellvertreter ist ab sofort der Sohn des verstorbenen langjährigen Talibanchefs Mullah Omar, Jakub.

Die Tötung von Achtar Mansur

Achundsada ist mittlerweile der dritte Anführer innerhalb eines Jahres. Sein Vorgänger Mansur war am vergangenen Samstag getötet worden. Das Fahrzeug, in dem er saß, wurde von einer US-Drohne zerstört. Die Regierungen in Washington und Kabul sowie Vertreter der Taliban waren sich sicher, dass Mansur ums Leben gekommen sei. Die Führung der afghanischen Taliban hat den Tod jetzt auch offiziell bestätigt.

Mansur war etwas mehr als 50 Jahre alt und hatte die Führung der Aufständischen vor gut einem Jahr offiziell übernommen, nachdem der Tod des langjährigen Rebellenchefs Mullah Omar bekannt geworden war. Allerdings hatte es intern Streit über Mansurs Führungsanspruch gegeben. Zuvor war er Omars Stellvertreter gewesen. Die Gruppe will weitere Machtkämpfe künftig vermeiden und rief in ihrer Erklärung zu Einigkeit auf: "Alle Ratsmitglieder schworen ihre Treue", heißt es in der Erklärung. Alle Kommandeure seien dazu aufgerufen, dies ebenfalls zu tun.

Rolle bei Friedensgesprächen

US-Präsident Barack Obama hatte Mansurs Tod als "Meilenstein" auf dem Weg zum Frieden in Afghanistan bezeichnet. Er rief den Rest der Taliban-Führung zur Beteiligung an Friedensgesprächen auf. Dies sei der "einzig wirkliche Weg" zur Überwindung des Konflikts. Von dem neuen Anführer ist diesbezüglich nicht viel zu erwarten: Achundsada ist bekannt für seine extremistischen Ansichten. Es gilt als unwahrscheinlich, dass er den Friedensprozess mit der afghanischen Regierung unterstützt. Vielmehr wird davon ausgegangen, dass er den aggressiven Kurs Mansurs fortsetzen wird.

Sprengstoffanschlag

In der Hauptstadt Kabul haben die Taliban erneut einen Selbstmordanschlag verübt, bei dem mindestens zehn Menschen ums Leben kamen. Ein Attentäter habe seinen Sprengstoffgürtel am Morgen in der Hauptverkehrszeit gezündet, als er an einem Minibus mit Gerichtsmitarbeitern vorbeigegangen sei, teilte das Innenministerium mit. Unter den Opfern seien auch Zivilsten. Darüber hinaus seien vier Menschen verletzt worden. Der letzte große Anschlag in Kabul hatte sich am 19. April ereignet. Damals starben 64 Menschen, Hunderte wurden verletzt.

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