Afghanistan:Sieben Kinder und eine Frau sterben bei Nato-Angriff

Bei einem Nato-Luftangriff in der ostafghanischen Provinz Parwan sind nach Angaben der Regierung sieben Kinder und eine Frau getötet worden.

Bei einem Nato-Luftangriff in der ostafghanischen Provinz Parwan sind nach Angaben der Regierung sieben Kinder und eine Frau getötet worden. "Präsident (Hamid) Karsai hat den Vorfall scharf verurteilt", sagte eine Sprecherin Karsais. "Er fordert das US-Militär erneut dazu auf, alle Operationen gegen afghanische Dörfer und Wohngebiete vollständig zu stoppen."

Die Nato-geführte Schutztruppe Isaf räumte den Tod von zwei Zivilisten am Mittwoch bei einem Bombardement zur Unterstützung von Bodentruppen ein. Die Zivilisten seien in einem Haus gewesen, von dem aus Soldaten beschossen worden seien, teilte die Schutztruppe mit. Ein Isaf-Soldat und mindestens zehn Aufständische seien bei dem Gefecht und dem Luftschlag getötet worden. Die Isaf bedauere den Tod der Zivilisten.

Die Operation im Ghorband-Tal rund 40 Kilometer nördlich der Hauptstadt Kabul sei von afghanischen Spezialkräften geführt worden, die von Isaf-Beratern begleitet worden seien.

Zivile Opfer bei Nato-Luftangriffen sorgen bei Karsai für großen Unmut. Der Präsident verweigert seit Wochen seine Unterschrift unter einem Sicherheitsabkommen mit den USA, das Voraussetzung für ein internationales militärisches Engagement nach 2014 sein soll.

Der Isaf-Kampfeinsatz läuft Ende des Jahres aus. Internationale Truppensteller und die Regierung in Kabul verhandeln derzeit über ein Sicherheitsabkommen. Karsai macht unter anderem einen sofortigen Stopp aller Angriffe auf afghanische Wohnhäuser zur Bedingung für eine Unterzeichnung.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) soll in dieser Sache einem Bericht von Spiegel Online zufolge mit dem afghanischen Präsidenten telefoniert haben. Das Nachrichtenportal berichtete unter Berufung auf Berliner Regierungskreise, in dem rund 20-minütigen Gespräch am Mittwoch sei es um "das deutsche und internationale Engagement in Afghanistan in diesem Jahr und über die mögliche Verlängerung gegangen". Ob Karsai Zusagen machte, blieb demnach offen.

Experten fürchten, dass Afghanistan im Chaos versinkt, falls tatsächlich alle ausländischen Truppen das Land verlassen. Auch für die Bundeswehr hängt ein weiteres Engagement von dem Sicherheitsabkommen ab.

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