Afghanistan-Politik:Die schwierige Geburt von Obamas Strategie

Mit seiner neuen Afghanistan-Strategie will es der Präsident allen recht machen. Der lange Weg zur Entscheidung in Bildern - und wer darauf Einfluss hatte.

R. Salloum

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Barack Obama, dpa

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US-Präsident Barack Obama verkündete Anfang Dezember seine langerwartete Strategie für Afghanistan.

Immer wieder hatte Obama den Termin verschoben. Er zögerte, denn hinter den Kulissen tobte ein heftiger Interessenkampf. Präsident Obama musste viele Eingeständnisse machen. Wer dabei seinen Einfluss geltend machen konnte.

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Barack Obama John McCain, Reuters

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Im Wahlkampf hatte Kandidat Obama den Truppen in Afghanistan noch seine volle Unterstützung zugesagt.

Obama nannte Afghanistan "die wichtigste Front im Kampf gegen den Terror". Er versprach, aus dem Irak Soldaten abzuziehen und dafür die Truppen in Afghanistan zu verstärken - anders als sein Gegner John McCain (rechts im Bild). Der bezeichnete anfangs den Irak als das wichtigste Schlachtfeld.

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Barack Obama Hillary Clinton, AP

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Zu Beginn seiner Präsidentschaft hielt Obama sein Versprechen und stellte sich hinter den Einsatz in Afghanistan: Im Januar sagte er 14.000 zusätzliche Soldaten für Afghanistan zu, Anfang März weitere 7000.

Dabei wusste er Außenministerin Hillary Clinton auf seiner Seite. Sie befürwortete die Entscheidung. Vizepräsident Joe Biden, der eine Aufstockung der Truppen ablehnte, war damit isoliert.

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Barack Obama, Reuters

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Ende März ruderte Obama zurück und lenkte stärker auf die Linie des Vizepräsidenten ein.

In seinem Plan für Afghanistan und Pakistan schloss Obama vorerst aus, zusätzliche Soldaten zu entsenden. Stattdessen wollte er sich auf Pakistan konzentrieren und das Land stärker wirtschaftlich unterstützen.

Anders als sein Amtsvorgänger George W. Bush sprach Obama auch von Korruption in der afghanischen Regierung. Er versprach auch eine Exit-Strategie - verriet aber nicht, wie diese aussehen solle.

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Joe Biden, AP

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Vizepräsident Joe Biden war dies noch nicht genug. Zwar versicherte er öffentlich, dass der Krieg in Afghanistan notwendig sei. Doch warnte er gleichzeitig, dass der Einsatz noch vielen Soldaten das Leben kosten werde.

Seinem Präsidenten riet Biden daher, sich aus Afghanistan schrittweise zurückzuziehen. Er empfahl, sich lieber auf Pakistan zu konzentrieren und dort mit kleinen Einsatzgruppen Zellen der Terrorgruppe al-Qaida zu jagen.

Das US-Militär war anderer Meinung.

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Obama McChrystal, AP

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General Stanley McChrystal wurde im Juni neuer Nato-Befehlshaber der internationalen Truppen in Afghanistan. In seinem ersten Bericht an den Präsidenten riet er, die Truppen in Afghanistan deutlich zu verstärken.

Doch Obama zögerte. Im August waren 51 US-Soldaten ums Leben gekommen - ein neuer Rekord.

McChrystal erhöhte den Druck auf den Präsidenten.

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McChrystal, Reuters

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Scheinbar zufällig gelangte im September der Geheimbericht, den McChrystal für den Präsidenten geschrieben hatte, an die Presse. Darin stand: Würden die Truppen nicht innerhalb der nächsten zwölf Monate aufgestockt, sei der Krieg nicht zu gewinnen.

Wenig später legte McChrystal nach: In einer öffentlichen Rede kritisierte er den Vorschlag Bidens, sich auf die Verfolgung von Terroristen in Pakistan zu konzentrieren.

Damit mischte sich ein Militär in die Politik ein - ein Tabubruch.

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Nancy Pelosi, AP

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Gleichzeitig regte sich Widerstand gegen Obamas Aufstockungspläne in seiner eigenen Partei.

So warnte Nancy Pelosi, Sprecherin des Repräsentantenhauses, im September: "Ich glaube nicht, dass es große Unterstützung dafür gibt, die Truppen in Afghanistan aufzustocken - weder im Kongress noch in der Bevölkerung."

Auch Senator Carl Levin, einer der profiliertesten Militär-Experten der Demokraten, sprach sich gegen weitere Soldaten aus.

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Barack Obama Dale Griffin, Reuters

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Obama bezog vorerst keine Stellung und verschob die Vorstellung seiner neuen Strategie.

Unterdessen wuchs die Ernüchterung: Im Oktober starben 53 US-Soldaten - abermals ein Rekord. Anders als sein Amtsvorgänger zeigte sich Obama mit den Särgen der Toten.

Gleichzeitig machten die afghanischen Wahlen wenig Hoffnung: Präsident Hamid Karzai blieb im Amt, obwohl es zu massivem Wahlbetrug gekommen war.

In Umfragen glaubten nur noch ein Drittel der Amerikaner, Afghanistan sei auf einem guten Weg.

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Karl Eikenberry Hillary Clinton, Reuters

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Nachdem McChrystal für mehr Soldaten geworben hatte, machten nun die Gegner einer Truppenaufstockung mobil.

Wieder scheinbar zufällig gelangten Geheimdokumente an die Presse: Karl Eikenberry (links), der US-Botschafter in Kabul, drängte Obama darin, keine weiteren Soldaten zu schicken. Dies würde die Abhängigkeit Afghanistans von den USA nur vergrößern.

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Barack Obama, AP

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Von der US-Regierung waren immer kleinlautere Töne zu hören.

US-Außenministerin Hillary Clinton sagte Mitte November, das Hauptziel der USA sei nicht, in Afghanistan eine moderne Demokratie oder einen besseren Staat aufzubauen - von solchen Zielen müsse man sich verabschieden.

Präsident Barack Obama sagte, er wolle den Einsatz in Afghanistan noch in seiner Amtszeit beenden. Bei den Demokraten wird er nun trotzdem noch viel Überzeugungsarbeit leisten müssen.

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(sueddeutsche.de/gba)

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