Afghanistan:Nordallianz bekennt sich zu Angriff auf Kabul

Der Angriff auf die afghanische Hauptstadt Kabul ist nicht von den USA, sondern von der oppositionellen afghanischen Nordallianz verübt worden.

Die afghanische Opposition hat sich zu Angriffen auf die Hauptstadt Kabul bekannt, die zunächst als Vergeltung der USA interpretiert worden waren.

Der Beschuss militärischer Ziele der Taliban-Miliz sei die Rache für den Anschlag gegen Oppositionsführer Achmed Schah Massud vom Sonntag, sagte ein Kommandeur der Oppositionstruppen der Nachrichtenagentur AFP in Kabul.

Unmittelbar nach Bekanntwerden der Angriffe auf Kabul hatte die US-Regierung dementiert, dass es sich um einen Gegenschlag wegen der Terroranschläge in New York und Washington gehandelt habe. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld erklärte bei einer Pressekonferenz, Washington habe mit den Geschehnissen nichts zu tun.

Die Nordallianz kontrolliert den nördlichen Teil Afghanistans. Wie es hieß, sei unklar, ob es sich bei den Explosionen in Kabul am frühen Mittwochmorgen (Ortszeit) um Raketen- oder Bombeneinschläge gehandelt habe.

Die Detonationen erfolgten in kurzem Abstand gegen 02.30 Uhr Ortszeit nördlich der Stadt in der Umgebung des Flughafens. Große Rauchsäulen stiegen über dem Gebiet auf.

Taliban-Soldaten sagten, ein niedrig fliegender Hubschrauber habe über dem Flughafen mehrere Bomben abgeworfen.

Journalisten konnten wegen des nächtlichen Ausgehverbots nicht in die Nähe des Flughafens gelangen.

bin Laden wird in Afghanistan vermutet

Die Frontlinie zwischen den Taliban und den Rebellen verläuft nördlich der Stadt. Bislang war die Nordallianz jedoch nicht so nah an Kabul herangerückt. Der Führer der Nordallianz, Ahmed Schah Massud, war am Sonntag bei einem Selbstmordanschlag schwer verletzt worden.

Am Dienstag waren die USA von einer beispiellosen Terrorwelle heimgesucht worden. Die US-Regierung vermutete hinter den Anschlägen auf das Pentagon und das New Yorker World Trade Center den mutmaßlichen Terroristen Osama bin Laden, der sich in Afghanistan aufhält.

bin Laden versteckt wird als wahrscheinlichster Drahtzieher der Anschläge in den USA angesehen.

Washington macht bin Laden auch für die Bombenanschläge 1998 auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania verantwortlich, bei denen 224 Menschen getötet wurden.

Damals reagierten die USA mit einem Angriff auf vermutete Terrorstützpunkte in Afghanistan. Die in Afghanistan herrschende radikalislamische Taliban-Miliz hat die Anschläge in den USA am Dienstag verurteilt und erklärt, auch bin Ladin habe damit nichts zu tun.

(sueddeutsche.de/AP/AFP/dpa)

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: