Afghanistan:Neue Angriffe auf deutsche Soldaten

Die Bundeswehr in Afghanistan ist abermals Ziel von Anschlägen geworden. Von einem "Krieg" möchte Verteidigungsminister Jung nach wie vor nicht sprechen.

In Afghanistan sind auf die Bundeswehr erneut mehrere Anschläge verübt worden. Ein Sprecher des Einsatzführungskommandos in Potsdam bestätigte am Dienstag zwei Attacken auf einen Konvoi der in Masar-i-Scharif stationierten Schnellen Eingreiftruppe, Quick Reaction Force (QRF), am Samstag sowie Raketenangriffe auf das Lager der Bundeswehr in Kundus am Sonntagabend. Verletzte oder größere Schäden gab es demnach nicht.

Afghanistan: Deutsche Soldaten in Kundus

Deutsche Soldaten in Kundus

(Foto: Foto: dpa)

Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) verwies auf einer Veranstaltung in Berlin auf die neuen Attacken. Gleichwohl wollte er weiter nicht von einem Krieg sprechen. Es gebe "sehr konkrete Angriffe, aber dies ist nicht eine Kriegsauseinandersetzung". Bei den Angriffen auf die Eingreiftruppe wurde laut Einsatzführungskommando zweimal neben einem Konvoi der Bundeswehrsoldaten eine improvisierte Sprengfalle zur Explosion gebracht.

Raketenangriff auf Deutsche

Bei einem weiteren Anschlag schlug am Sonntagabend eine Rakete auf dem Gelände des deutschen Wiederaufbauteams (PRT) in Kundus ein. Auch hier gab es laut Einsatzführungskommando keine nennenswerten Schäden. Im Norden Afghanistans sind derzeit 3500 deutsche Soldaten im Rahmen der Nato-geführten Internationalen Schutztruppe (Isaf) stationiert, die meisten von ihnen in Masar-i-Scharif. Am 1. Juli übernahm Deutschland von Norwegen die etwa 200 Mann starke schnelle Eingreiftruppe, die Anschläge verhindern und kritische Situationen beruhigen soll.

Unterdessen teilte das Innenministerium in Kabul mit, auf die afghanische Hauptstadt seien am frühen Dienstagmorgen zwei Raketen abgefeuert worden. Sie schlugen demnach nahe des Präsidentenpalastes und des Hauptstützpunktes der Nato-Truppe Isaf ein, richteten aber keinen Schaden an.

Den Angaben zufolge stellten Sicherheitskräfte auf einer Anhöhe im Südosten der Stadt zwei weitere Raketen sicher, die nicht abgefeuert worden waren. Der Anschlag wurde den Taliban oder anderen radikalislamischen Gruppierungen zugeschrieben.

Wie die US-geführte Koalition erklärte, wurden bei der Explosion einer am Straßenrand versteckten Bombe im Osten von Afghanistan drei ausländische Soldaten getötet. Nähere Einzelheiten gaben die Einsatzkräfte nicht bekannt. In diesem Teil Afghanistans sind vor allem US-Soldaten im Einsatz. Damit wurden in diesem Jahr bereits 208 Soldaten der internationalen Truppen Opfer der Gewalt in Afghanistan, im ganzen vergangenen Jahr waren es 222.

Außerdem wurde berichtet, dass bei einem Luftangriff ausländischer Truppen in Afghanistan erneut Zivilisten getötet wurden. Die Internationale Schutztruppe Isaf teilte mit, bei dem Bombardement am Dienstag in der ostafghanischen Provinz Chost seien zwei Menschen ums Leben gekommen und bis zu zehn weitere verletzt worden.

Bodentruppen hätten einen Luftangriff auf eine Raketenstellung Aufständischer angefordert. Die Bombe sei aber mehr als zweieinhalb Kilometer vom Ziel entfernt in einem Gehöft eingeschlagen. Die afghanische Regierung sei informiert und eine Untersuchung angeordnet worden.

Neues Konzept für Afghanistan

Das Bundeskabinett in Berlin segnete am Dienstagvormittag ein neues Afghanistan-Konzept ab. Jung sagte am Morgen im ZDF, dabei sollten die Mittel für "zivile Maßnahmen von 80 Millionen auf 140 Millionen" aufgestockt werden. "Wir wollen unseren Ansatz der vernetzten Sicherheit weiterentwickeln", sagte der Minister.

Afghanistan fordert angesichts der wiedererstarkten Taliban einen umfassenden Hilfsansatz im wirtschaftlichen und sozialen Bereich. "Wir haben uns in den vergangenen Jahren zu stark darauf konzentriert, nur die Symptome des Terrorismus zu bekämpfen", sagte der afghanische Außenminister Rangin Dadfar Spanta am Dienstag in Berlin.

Gerade am 7. Jahrestag der Anschläge von New York und Washington vom 11. September 2001 müsse man aber eingestehen, dass sich das mit den Taliban verbundene Terrornetzwerk al-Qaida allein militärisch nicht besiegen lasse.

Unifil verlängert

Das Bundeskabinett in Berlin hat an diesem Dienstag außerdem die Verlängerung des Libanon-Einsatzes der Bundeswehr um 15 Monate beschlossen. An dem Einsatz der "United Nations Interim Force" (Unifil) vor der libanesischen Küste ist die Deutsche Marine derzeit mit einem Minensuchboot, einem Minenjagdboot, einem Tender und insgesamt 230 Soldaten beteiligt.

Der Bundestag hatte die deutsche Beteiligung im Herbst 2006 nach dem 33-Tage-Krieg im Libanon beschlossen und ein Jahr später bis September 2008 verlängert.

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