Afghanistan: Kampf gegen Taliban:Frieden um jeden Preis

Lukrativer Deal: Afghanistans Präsident Karsai würde den Taliban Geld bieten, damit sie ihre Kämpfe einstellen. Die ersten Unterstützer aus dem Ausland gibt es schon.

Der afghanische Präsident Hamid Karsai will die radikal-islamischen Taliban mit Geld locken. Wenige Tage vor der Londoner Afghanistan-Konferenz am nächsten Donnerstag sagte Karsai im britischen Sender BBC, er wolle Taliban-Kämpfern anbieten, ihnen Geld zu geben und sie umzusiedeln, wenn sie dafür den bewaffneten Kampf aufgeben.

Afghanistan: Kampf gegen Taliban: Hamid Karsai: Der afghanische Präsident bietet den Taliban Geld.

Hamid Karsai: Der afghanische Präsident bietet den Taliban Geld.

(Foto: Foto: dpa)

Die Taliban würden ihrerseits oft kleinen Bauern mehr geben, als die afghanische Regierung ihren eigenen Sicherheitskräften zahlen könne, um sie so auf ihre Seite zu ziehen, sagte Karsai. Mit Hilfe des Auslands wolle er nun Gelder bereitstellen, um diese Kämpfer wieder von diesem Weg abzubringen.

Unter anderem Japan habe sich bereiterklärt, dafür Mittel bereitzustellen, sagte der afghanische Präsident weiter. Die USA und Japan wollten diesen Plan auf der Konferenz unterstützen. Das afghanische Volk brauche einfach Frieden, koste es was es wolle.

Karsai betonte, dieses Angebot gelte natürlich nicht für die Hardliner mit engen Verbindungen zum Terrornetzwerk al-Qaida.

Der US-Sonderbeauftragte für die Region, Richard Holbrooke, äußerte sich unterdessen optimistisch über die Zukunft Afghanistans. Seit dem Antritt der Regierung von US-Präsident Barack Obama vor einem Jahr sei die politische Lage in Kabul noch nie so gut gewesen, sagte Holbrooke. Präsident Karsai konzentriere sich nunmehr auf die Zukunft seines Landes, lobte Obamas Sonderbeauftragter für Afghanistan und Pakistan.

Der britische Außenminister David Miliband betonte bei derselben Anhörung im Kongress, dass die nächsten 12 bis 18 Monate mit Blick auf die Stabilisierung Afghanistans zu einer "entscheidenden Periode" würden. Er erwarte, dass eine Reihe von Ländern auf der Londoner Konferenz neue Zusagen machen.

Zugleich unterstützte er Forderungen, nach denen die Europäische Union ihre Rolle in Afghanistan stärken müsse. Die EU müsse sicherstellen, "dass ihre Entwicklungspolitischen Bemühungen auch dem Bedarf entsprechen".

Die US-Regierung veröffentlichte am Donnerstag ihre Strategie für die Zivilhilfe für Afghanistan und Pakistan. Darin geht es unter anderem um die Schaffung von Jobs, den Aufbau von Institutionen und die Wiedereingliederung von früheren Taliban-Kämpfern. Präsident Obama hatte im Dezember die Entsendung von 30.000 zusätzlichen Soldaten angekündigt.

Mit dem Rückzug der amerikanischen Truppen solle derweil schon im Juli nächsten Jahres begonnen werden. Die von der Bundesregierung mitinitiierte Afghanistan-Konferenz am 28. Januar in der britischen Hauptstadt, an der mehr als 60 Länder teilnehmen werden, soll die künftige Strategie für das vom Krieg erschütterte Land und den zivilen Wiederaufbau voranbringen.

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