Afghanistan-Gesandter der USA:Richard Holbrooke ist tot

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Die USA verlieren einen ihrer einflussreichsten Diplomaten: Richard Holbrooke, bekannt als Architekt des Friedens in Bosnien und zuletzt Sondergesandter für Afghanistan und Pakistan, stirbt nach einer schwierigen Operation an der Hauptschlagader.

Für US-Präsident Barack Obama war Holbrooke einer der "wahren Giganten der Außenpolitik", dank dessen Wirken Millionen Menschenleben in der Welt gerettet und verbessert wurden.

Zuletzt wirkte Richard Holbrooke als Sondergesandter für Afghanistan und Pakistan. Jetzt ist er im Alter von 69 Jahren in Washington gestorben.  (Foto: dpa)

Der 69-jährige Top-Diplomat, der zuletzt als Sondergesandter der US-Regierung in Afghanistan und Pakistan gewirkt hatte, starb am Montagabend in Washington an den Folgen eines Risses an der Hauptschlagader. Auch eine mehr als 20-stündige Notoperation im Krankenhaus der George-Washington-Universität konnte ihn am Ende nicht mehr retten.

US-Außenministerin Hillary Clinton zeigte sich bestürzt über den Tod Holbrookes: "Amerika hat heute Abend einen seiner entschiedensten Verteidiger und einen seiner treuesten Diener verloren", sagte Clinton in einer ersten, emotionalen Erklärung. Sie würdigte Holbrooke, den sie als "Freund, Kollegen und Vertrauten" bezeichnete, als jemanden, der "Diktatoren niederzwingen und selbst unter den schwierigsten Umständen für Amerikas Interessen und Werte eintreten konnte".

Holbrooke, der den USA seit fast fünf Jahrzehnten in führender Funktion diente, war am Freitagmorgen ins Krankenhaus eingeliefert worden, nachdem er sich während der Arbeit unwohl fühlte. Die Ärzte stellten bei Untersuchungen einen lebensbedrohlichen Riss an der Aorta fest. Nach einer langwierigen Operation war der Zustand des Diplomaten am Montag stabil aber sehr kritisch, wie es aus dem Außenministerium hieß.

Der am 21. April 1941 in New York geborene Holbrooke hatte sich in den neunziger Jahren als US-Sondergesandter für den Balkan internationale Anerkennung erworben und gilt als Chefarchitekt des Dayton-Abkommens von November 1995, mit dem der Bosnienkrieg beendet wurde.

Holbrooke war als harter und bisweilen ungeduldiger Verhandler bekannt, er galt als ehrgeiziger, manche sagten auch arroganter Karrierediplomat. Vor den Präsidentschaftswahlen 2008 galt Holbrooke kurzzeitig als Kandidat für das Amt des Außenministers. Nach seiner Wahl vergab Obama dieses Amt jedoch an Hillary Clinton. Obama machte Holbrooke stattdessen zu seinem Sondergesandten für die Krisenregion in Afghanistan und Pakistan. Damit fiel ihm die schwierige Aufgabe zu, Kabul und Islamabad zu einer Zusammenarbeit im Kampf gegen die radikalislamischen Taliban zu bewegen.

Das Amt zwang Holbrooke zu zahlreichen Reisen. Bereits im April hatte sein Gesundheitszustand Besorgnis ausgelöst. Am Donnerstag soll in Washington ein mit Spannung erwarteter Bericht über den Krieg in Afghanistan und Pakistan vorgestellt werden, an dem Holbrooke maßgeblich beteiligt war. Der Sprecher des Weißen Hauses, Robert Gibbs, sagte am Montag zunächst nur, der Bericht werde "Fortschritte" ebenso wie "Schwierigkeiten" im Kampf gegen die Aufständischen vermelden. Der Bericht zieht Bilanz ein Jahr nach Obamas Ankündigung, die Truppen in Afghanistan deutlich aufzustocken.

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