Afghanistan:Entwicklungshilfe unerwünscht

Nach der Verhaftung der Mitarbeiter von "Shelter Now" gehen die Taliban gegen zwei weitere christliche Hilfsorganisationen vor.

Die Taliban haben die Büros der Hilfsorganisationen "Serve" und International Assistance Mission (IAM) in Kabul geschlossen. Die Mitarbeiter beider Organisationen haben das Land offenbar bereits verlassen. Sie stehen im Verdacht, Verbindungen zu den verhafteten Entwicklungshelfern von "Shelter Now" gehabt zu haben.

Taliban AP

Die Taliban gehen gegen Ausländer vor.

Die IAM-Mitarbeiter lebten mit ihren Familien mitten in den ärmsten Siedlungen, ohne fließendes Wasser und Strom. IAM war mehr als 35 Jahre lang in Afghanistan tätig.

Vorwurf: Missionierung

"Serve" hatte nur einen ausländischen Mitarbeiter in Afghanistan; die Organisation betreut auch afghanische Flüchtlinge im benachbarten Pakistan. "Serve" war bereits Anfang der 90er Jahre beschuldigt worden, die Flüchtlinge zum Christentum zu bewegen. Die Organisation wies die Vorwürfe damals zurück.

Unterdessen bemühten sich Diplomaten aus Deutschland, Australien und den USA in Kabul um die Erlaubnis für einen zweiten Besuch bei den inhaftierten Mitarbeiter von Shelter Now.

Afghanischen Mitarbeitern droht Hinrichtung

Ein Besuch bei den festgehaltenen afghanischen "Shelter"-Mitarbeitern wurde ihnen bisher verweigert. Deren Angehörige baten die Weltöffentlichkeit am Freitag um Hilfe. Das internationale Interesse gelte nur den acht westlichen Mitarbeitern der christlichen Hilfsorganisation, kritisierten sie.

Nach den Gesetzen der Taliban stehen auf christliche Missionierungstätigkeit drei bis zehn Tage Haft und die Ausweisung. Afghanen, die zum Christentum übertreten, droht die Todesstrafe. Hilfsorganisationen befürchten, dass die Taliban an den Inhaftierten ein Exempel statuieren wollen.

(sueddeutsche.de/AP/Reuters)

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