Afghanistan:Deutscher Isaf-General warnt vor Abzug

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Die Internationale Schutztruppe Isaf hat sich eindeutig gegen ein Ende ihres Engagements in Afghanistan ausgesprochen - und erstmals vor einer Rückkehr der radikalislamischen Taliban an die Macht gewarnt.

Der Chef des Stabes der Nato-geführten Isaf, der deutsche General Bruno Kasdorf, rief die internationale Gemeinschaft in deren Interesse zu deutlich mehr Anstrengungen auf. "In dem Moment, wo die Extremisten in Afghanistan die Macht wieder übernehmen sollten, kann das auch entsprechende Auswirkungen in Pakistan haben", sagte Kasdorf der Deutschen Presse-Agentur. "Und wenn die Extremisten in Pakistan Verfügungsgewalt über die Nuklearwaffen erhalten sollten, dann ist das für mich mit der schlimmste anzunehmende Fall."

Ein von der Mehrheit der Deutschen geforderter Abzug der Bundeswehr "hätte sicherlich einen großen Einfluss auf die Allianz insgesamt", sagte Kasdorf. "Und es wäre ein Signal an die Afghanen, dass wir das Vertrauen in ihre Zukunft verloren hätten."

In dem Moment, in dem die Taliban wieder die Macht übernähmen, "ist Afghanistan ein Terrorstaat, Rückzugsraum, Ausbildungsraum für Terroristen. Wir haben ja gesehen an den Anschlägen 2001 (in den USA), dass selbst zigtausend Kilometer Entfernung keine Rolle spielen. Wir haben es gesehen auch in Europa, in Madrid und in London. Wir sind glücklicherweise in Deutschland bislang verschont geblieben."+

Ziel des Einsatzes müsse sein, aus Afghanistan einen verlässlichen Rechtsstaat zu machen. "Ich denke nicht an einen Zeitraum von drei Jahren. Das wird sicherlich nur in einem deutlich größeren Zeitraum erreichbar sein." Objektiv habe sich die Sicherheitslage in Afghanistan seit dem Sommer vergangenen Jahres nicht verschlechtert.

Taliban inzwischen gezielter und klüger

Die Extremisten gingen aber "gezielter und auch klüger vor, als sie das noch vor einem Jahr getan haben. Sie nehmen sich Ziele vor, die größere Aufmerksamkeit auf sich ziehen." Als Beispiel nannte der Bundeswehrgeneral die Zunahme der Entführungen in Afghanistan.

Zu den vielen deutschen Gewalt- und Entführungsopfern in den vergangenen Monaten sagte Kasdorf: "Ich glaube nicht, dass Deutsche speziell im Fokus stehen. Sie sind genauso gefährdet wie andere Ausländer." Es könne aber sein, "dass die eine oder andere Nation mal besonders ins Visier gefasst wird, insbesondere wenn eine politische Entscheidung ansteht".

Der Bundestag stimmt im Herbst über die Verlängerung der Bundeswehrmandate ab.

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