Afghanistan:Gouverneur wirft Nato Tötung von zwölf Kindern vor

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Schwere Vorwürfe gegen internationale Schutztruppe: Bei einem nächtlichen Bombardement in Südafghanistan sollen Nato-Soldaten erneut mehrere Zivilisten getötet haben. Auch fünf Mädchen und sieben Jungen sollen bei dem Angriff ums Leben gekommen sein. Die Isaf untersucht den Vorfall.

Bei einem Nato-Luftangriff in der südafghanischen Provinz Helmand sind nach Angaben der Provinzregierung 14 Zivilisten getötet worden, darunter zwölf Kinder.

Der Sprecher des Provinzgouverneurs, Daud Ahmadi, sagte, bei dem Bombardement in der Nacht zu Sonntag seien fünf Mädchen, sieben Jungen und zwei Frauen ums Leben gekommen. Drei weitere Kinder, eine Frau und zwei Männer seien verletzt worden.

Ziel des Angriffs im Bezirk Nawsad seien Aufständische gewesen, erklärte Ahmadi. Stattdessen seien jedoch zwei Wohnhäuser getroffen worden. Dem Nato-Angriff ging laut Ahmadi ein Angriff von Aufständischen auf einen US-Militärstützpunkt in Nawsad voraus. US-Truppen seien zunächst von Taliban-Kämpfern beschossen worden und hätten um Luftunterstützung gebeten.

Ein Isaf-Sprecher erklärte, der Vorfall werde untersucht. Ein Untersuchungsteam habe sich bereits auf den Weg in die Region aufgemacht.

Zivile Opfer bei Nato-Angriffen sorgen für zunehmenden Unmut in der afghanischen Regierung und Bevölkerung. Der Tod von vier Menschen in Talokan in der nordöstlichen Provinz Tachar hatte am 18. und 19. Mai zu gewaltsamen Ausschreitungen in Talokan geführt, wo auch ein Bundeswehrstützpunkt attackiert wurde. 17 Menschen starben.

Der afghanische Präsident Hamid Karsai hatte das Verteidigungsministerium erst am Samstag angewiesen, Angriffe ausländischer Truppen zu verhindern, die nicht mit den Afghanen koordiniert sind. Das Ministerium soll nach der Direktive außerdem die gezielten nächtlichen Operationen von US-Spezialeinheiten - sogenannte Night Raids - unter seine Kontrolle bringen. Die Anordnung Karsais dürfte zu Spannungen mit der Nato führen.

Am Samstag waren bei einem Selbstmordanschlag in Talokan zwei Bundeswehrsoldaten getötet und fünf weitere verletzt, unter ihnen der für den Norden Afghanistans zuständige Isaf-Kommandeur Markus Kneip. Auch ranghohe afghanische Sicherheitsvertreter wurden getötet.

© AFP/dapd/dpa/gal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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