Afghanistan:Attentäter greift Ministerium in Kabul an

In Kabul ist es zu einer tödlichen Schießerei im Verteidigungsministerium gekommen. Die Taliban behaupten, das Ministerium infiltriert zu haben. Möglicherweise galt der Anschlag dem französischen Verteidiungsminister.

Ein mit einer afghanischen Uniform bekleideter Mann hat nach Behördenangaben am Montag im Verteidigungsministerium in Kabul das Feuer eröffnet und mindestens zwei Soldaten getötet, bevor er selbst niedergeschossen wurde. Die Taliban bekannten sich zu dem Anschlag.

Suicide bomb attack at Afghan Defense Ministry in Kabul

Soldaten sichern das Verteidigungsministerium in Kabul nach dem versuchten Selbstmordanschlag.

(Foto: dpa)

Ihr Sprecher Sabiullah Mudschahid sagte, die Aufständischen hätten das Ministerium infiltriert und den Angriff so geplant, dass er mit dem Besuch des französischen Verteidigungsministers zusammentreffe, dem der Angriff gegolten habe. Sie hätten geglaubt, dass er sich zu Gesprächen in dem Gebäude aufhalte.

Zunächst war unklar, ob der Attentäter, der eine Sprengstoffweste trug, ein Mitglied der Streitkräfte war oder ob er als Soldat verkleidet durch die Sicherheitskontrollen des Ministeriums kommen konnte. Die Sprengstoffweste explodierte nicht.

Ein Sprecher der Taliban sagte, der Attentäter sei Offizier gewesen und habe im Auftrag der Aufständischen gehandelt. Taliban-Angaben gelten jedoch als äußerst unzuverlässig.

Mohammad Sahir Asimi, ein Sprecher des Verteidigungsministeriums, hatte zunächst jedoch ebenfalls erklärt, bei dem Attentäter handele es sich um einen Soldaten. Später korrigierte er die Aussage. Sicher sei nur, dass er eine Uniform der afghanischen Streitkräfte getragen habe, teilte Asimi mit.

Frankreichs Verteidigungsminister offenbar nicht in Gefahr

Der französische Verteidigungsminister Gerard Longuet habe sich zum Zeitpunkt des Angriffs nicht in dem Ministerium aufgehalten, sagte Oberstleutnant Eric de Lapresle, Sprecher der französischen Truppen in Afghanistan. Er bestätigte, dass für Montag Gespräche zwischen Longuet und afghanischen Vertretern geplant gewesen seien, sagte aber nicht wo oder wann.

Der Attentäter habe innerhalb des Ministeriumsgeländes das Feuer eröffnet und sei beim anschließenden Schusswechsel getötet worden, sagte Ministeriumssprecher Asimi. Über weitere Angreifer machte er keine Angaben. Journalisten wurde nach dem Angriff der Zugang zum Ministerium verwehrt. Zusätzliche Wachen standen am Eingang und die Sicherheitskräfte riegelten die Straße vor dem Ministerium ab.

Es war bereits der dritte tödliche Anschlag in einer afghanischen oder internationalen Einrichtung in vier Tagen. Damit erhalten Warnungen vor einer besonders blutigen Frühjahrsoffensive neues Gewicht.

Am Samstag tötete ein Taliban-Schläfer fünf Nato-Soldaten, vier afghanische Soldaten und einen Übersetzer. Einen Tag zuvor sprengte sich ein als Polizist verkleideter Selbstmordattentäter in der Polizeizentrale der Stadt Kandahar in die Luft. Dabei wurde der Polizeichef der Region getötet.

Tödliche Proteste in Nachbarprovinz

Vor dem Anschlag in der Hauptstadt kam es am Montag bei Protesten gegen die Festnahme eines Mullahs in der benachbarten Provinz Parwan zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften. In der Provinzhauptstadt Charikar hätten Bewaffnete aus der Menge heraus das Feuer eröffnet, sagte der Provinzchef der Polizei, Scher Ahmad Maladani. Den Sicherheitskräften sei es zunächst nicht gelungen, die Lage wieder in den Griff zu bekommen.

Mindestens ein Mann sei getötet worden, sagte der Direktor des Krankenhauses von Charikar, Abdul Chalil Farhangi. Die meisten Verletzungen seien Schusswunden, sagte er. Fünf Patienten lägen im Koma. Unter den Verletzten seien auch ein Polizist und drei Kinder. Mullah Sajed Ahmad sei am späten Sonntagabend gemeinsam mit zwei weiteren Personen von afghanischen und Nato-Einheiten festgenommen worden, sagte der afghanische, für die Provinz Parwan zuständige Verbindungsoffizier Abdullah Adil. Die beiden anderen Männer seien bereits freigelassen worden. Ahmad werde allerdings weiter festgehalten, weil der Verdacht bestehe, dass er Verbindungen zu den Aufständischen unterhalten habe, sagte Adil.

Ein weiterer Anschlag ereignete sich am Montag in der im Osten gelegenen Provinz Ghasni, bei dem nach Angaben von Behörden sechs Polizisten getötet wurden. Die Beamten hätten sich auf einer Patrouille befunden, als ein an der Straße versteckter Sprengsatz explodiert sei, sagte der Polizeichef der Provinz, Sirauer Sahid.

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