Afghanistan: Alte Ideen, neue Hoffnung:Wie ködert man Taliban?

Mit Ackerland und Arbeitsplätzen will der Westen weniger radikale Taliban abwerben. Die Umstände dafür sind günstig, denn es scheint Streit unter den Extremisten zu geben.

Janek Schmidt

Der Versuch ist alt, doch diesmal soll er den Krieg beenden. Schon der 1986 von der Sowjetunion eingesetzte afghanische Präsident Mohammed Nadschibullah ebenso wie der derzeitige Staatschef Hamid Karsai machten Versöhnungsangebote an Widerstandskämpfer.

Afghanistan: Alte Ideen, neue Hoffnung: Die USA wollen weniger ideologisierte Talibankämpfer dazu bringen, die Seite zu wechseln.

Die USA wollen weniger ideologisierte Talibankämpfer dazu bringen, die Seite zu wechseln.

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Nadschibullah scheiterte, und das 2005 aufgelegte Programm zur Eingliederung der Taliban verlief im Wüstensand. Zwar liefen anfangs mehrere tausend Taliban über, doch zuletzt waren Geld für reuige Krieger und Hilfe aus dem Westen so knapp, dass 2009 nur noch wenige hundert Taliban die Seite wechselten. An diesem Donnerstag startet Karsai einen neuen Versuch - diesmal unter anderen Vorzeichen.

Vorbild Irak

Bestärkt aus der Erfahrung im Irak, wo sich 2005 sunnitische Rebellen mit US-Hilfe gegen al-Qaida wendeten, steht nun auch Washington hinter der Aussöhnung. So soll ein Fonds unter Führung der USA, Japans und Großbritanniens jährlich 100 Millionen Dollar für Jobs, Ackerland und Sicherheitsgarantien bereitstellen.

Parallel dazu nahm der UN-Sicherheitsrat fünf frühere Taliban-Führer von einer schwarzen Liste und ermöglicht ihnen damit, ins Ausland zu reisen und gesperrte Bankkonten zu nutzen. Nach Angaben des Senders al-Dschasira fand zudem ein Treffen afghanischer Beamter mit dem Sohn des Rebellenführers Gulbuddin Hekmatyar auf den Malediven statt. Gelockt wurden die Taliban auch von US-General und Isaf-Chef Stanley McChrystal, der der Financial Times sagte, "eine politische Lösung für alle Konflikte ist der unausweichliche Ausgang".

Hoffnung auf Streit

Zwar warnte der US-Sondergesandte Richard Holbrooke, es sei "unklar, wie ein Ausgleich mit den Taliban funktioniere, solange sie mit al-Qaida verbündet sind". Doch dieses Bündnis scheint zu bröckeln. So versicherte der Taliban-Führer Mullah Omar im September 2009 "allen Ländern, dass das Islamische Emirat Afghanistan seine Hand nicht ausstrecken wird, um Gefahr für andere darzustellen". Der Al-Qaida-Ideologe Abu Muhammad al-Maqdisi verurteilte diese Distanzierung vom internationalen Terrorismus sofort, doch bei der Nato keimte Hoffnung auf Streit unter den Extremisten.

Bislang scheiterte Diplomaten zufolge zwar der Versuch saudischer Vermittler, Mullah Omar zu einer schriftlichen Abkehr von al-Qaida zu gewinnen. Doch bringt sich Pakistan mit Verbindungen zu beiden Extremistenlagern verstärkt ein. Inzwischen verfolgt Afghanistan eine doppelte Strategie: Mit Geld aus dem neuen Fonds sollen die weniger ideologisierten der 25.000 Kämpfer abgeworben werden. Eine Schwächung der Rebellen und die gleichzeitige Aufstockung der Nato-Truppen sollen dann die Taliban-Anführer zum Einlenken bringen.

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