Affäre um Bundespräsidenten:NDR berichtet von Sponsorenwerbung "im Namen von Christian Wulff"

War Wulff bei der Sponsorensuche für die Promi-Sause "Nord-Süd-Dialog" involviert? Der damalige Ministerpräsident verneint das bislang vehement. Doch eine Mail seines langjährigen Vertrauten Olaf Glaeseker legt nahe, dass auch im Namen Wulffs um Gelder geworben wurde.

"Was sein Image betraf, kannte der Herrscher kein Pardon", sagt Christian Wulff über Friedrich II. Dem legendären Preußenkönig sei es "alles andere als gleichgültig" gewesen, welches Bild sich die Nachwelt von ihm machen würde.

Bundespräsident Wulff Friedrich der Große

Bundespräsident Wulff bei seiner Rede zum 300 Geburtstag von Friedrich dem Großen

(Foto: REUTERS)

Was der Bundespräsident zum 300. Geburtstag des Alten Fritz beim Festakt am Berliner Gendarmenmarkt von sich gab, dürfte auch für ihn selbst gelten. Sein Image ist ihm nicht egal, aber es ist in diesen Wochen miserabel: Seit Wochen schwelt die Affäre um Bankkredite, die Verbindungen zu reichen Unternehmern und allerlei schwammige Aussagen. Und nun, während der Präsident über Friedrich den Großen sprach, bekam seine ganz persönliche Krise neues Futter.

Der NDR schickte eine Mitteilung über den Ticker. Überschrift: "Umstrittene Sponsorenwerbung im Namen von Christian Wulff". Es geht um die umstrittene Eventreihe Nord-Süd-Dialog des Partyveranstalters Manfred Schmidt, die schon seit Tagen in den Schlagzeilen ist.

Nach Informationen des NDR-Fernsehmagazins Menschen und Schlagzeilen erhärtet sich der Verdacht, dass Bundespräsident Wulff vom Einwerben von Sponsorengeldern für den Nord-Süd-Dialog 2009 durch die Niedersächsische Staatskanzlei gewusst haben muss.

Der Redaktion liegt eine E-Mail von Wulffs damaligem Regierungssprecher Olaf Glaeseker an die Deutsche Messe AG Hannover vor, in der sich Glaeseker ausdrücklich auf den damaligen Ministerpräsidenten bezieht. In dem Schreiben vom 17. September 2009 heißt es:

"Wir würden uns auch im Namen von Ministerpräsident Christian Wulff freuen, wenn wir auch in diesem Jahr die Deutsche Messe wieder als Sponsor für die Veranstaltung gewinnen könnten. Dabei gibt es die Möglichkeit einer Premiumpartnerschaft (50.000 Euro) und eines Co-Sponsorings (25.000 Euro)."

Wulffs Anwalt will nichts dazu sagen

Die Deutsche Messe AG Hannover bestätigte dem Sender die Existenz des Schreibens. Sie hatte sich an der Lobbyveranstaltung als Co-Sponsor mit 25.000 Euro beteiligt. Die Deutsche Messe AG erklärte gegenüber dem NDR, dass sich Glaeseker auch 2008 an das Unternehmen gewandt habe.

Wulff Glaeseker Nord-Süd-Dialog

Wulff und Glaeseker Der damalige niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (CDU, l) und sein Pressesprecher Olaf Glaeseker sitzen am 16.01.2008 im niedersächsischen Landtag nebeneinander.

(Foto: dpa)

Wulff hatte in den vergangenen Tagen beteuert, nichts über eine Einwerbung von Sponsorengeldern für den Nord-Süd-Dialog gewusst zu haben. Sein früherer Staatskanzleichef Lothar Hagebölling, heute Chef des Bundespräsidialamtes, hatte dem Landtag im April 2010 mitgeteilt, es habe keine Beteiligung oder Finanzierung des Nord-Süd-Dialogs durch das Land Niedersachsen gegeben.

Der damalige Regierungssprecher Olaf Glaeseker steht in diesem Zusammenhang inzwischen unter Korruptionsverdacht. Wulff lehnte über den von ihm beauftragten Rechtsanwalt Gernot Lehr "mit Hinblick auf das laufende Ermittlungsverfahren" jede Stellungnahme zu dem neuen Vorwurf ab.

Wulff dürfte durch die Anfrage des Senders von der unangenehmen Enthüllung des NDR gewusst haben, als er seine Rede zu Friedrich dem Großen hält. Neben den "dunklen Farben dieser Herrschaft" - gemeint sind die Kriege, die der König begonnen hat - würdigte Wulff Friedrichs "tolerante Zuwanderungspolitik", die durchaus wirtschaftliche Gründe hatte. Da sieht das bundesdeutsche Staatsoberhaupt wohl eine Parallele, schließlich war es Wulff, der verkündete, der Islam gehöre zu Deutschland.

Friedrichs Regierungszeit sei "untrennbar mit seinem wertvollsten Satz aus jungen Jahren verbunden", dass jeder in Preußen "nach seiner Fasson selig werden" solle, lobte Wulff. Der Bundespräsident attestierte also Friedrich, seine beste Tat gleich nach der Thronbesteigung vollbracht zu haben.

Wenn sich dies als Analogie herausstellen sollte, dann ist vom Bundespräsidenten Christian Wulff nicht mehr viel zu erwarten.

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