AfD:Verzicht als Kampfansage

Frauke Petry will jetzt bürgerlich sein und ihre Partei auch dazu zwingen. Dafür opfert sie sogar ihre Kandidatur.

Von Jens Schneider

Vier Jahre gibt es die AfD, und die politisch geschmeidige Populistin Frauke Petry hat als Vorsitzende schon viele Rollen ausprobiert. Anfangs gab sie die moderate Nebenvorsitzende an der Seite des Mitgründers Bernd Lucke. Sie gab sich loyal, bis sie ihn stürzen konnte. Dafür schmiedete sie Allianzen mit Rechtsauslegern wie jenem Björn Höcke, mit dem sie nun nichts mehr zu tun haben will. Wenn es dem Erfolg der AfD zu nutzen schien, schlug sie zuletzt selbst derbe Töne an, setzte auf Provokation.

Jetzt versucht Petry in Bedrängnis eine neue Rolle. Darum geht es bei ihrem Verzicht auf die Spitzenkandidatur zur Bundestagswahl, der vor allem eine Kampfansage an die Widersacher in der Partei ist. Sie will bürgerlich wirken, eine Richtungsentscheidung erzwingen, um 2021, welch eine Selbstüberschätzung, als "Seniorpartner" Deutschland zu regieren.

Dafür soll die AfD jenes düstere Image ablegen, für das Petry maßgeblich mitverantwortlich ist. Sie hat gern zugelassen und dazu beigetragen, dass die AfD sich weiter und weiter nach rechts bewegte. Es ist nun offenkundig taktisch und mit der Sorge um die Macht begründet, wenn ihr das eigene Produkt auf einmal nicht mehr gefallen will. Selbst die eigenen Parteifreunde misstrauen diesem Ruf nach einer Richtungsentscheidung, viele wollen ihn einfach nicht. Die Rückkehr zu einem bürgerlichen Tonfall macht aus dieser AfD keine bürgerliche Partei.

© SZ vom 20.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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