AfD:Schlappe für Frauke Petry

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Soll die AfD nicht als alleinige Spitze in den Bundestagswahlkampf 2017 führen: AfD-Chefin Frauke Petry (Foto: Getty Images)
  • In einer internen Online-Umfrage sprach sich die Mehrheit der AfD-Mitglieder gegen einen alleinigen Spitzenkandidaten bei der Bundestagswahl aus.
  • Petry hat zwar bislang nicht öffentlich eine Solospitze für den Wahlkampf verlangt. Sie machte aber deutlich, dass sie eine Team-Lösung kritisch sieht.
  • Dagegen haben Petrys Ko-Vorsitzender Meuthen und der rechtsnationale Thüringer AfD-Chef Höcke erklärt, dass sie nicht für den Bundestag kandidieren wollen.

Von Jens Schneider, Berlin

Im Machtkampf in der AfD hat die Parteivorsitzende Frauke Petry einen herben Rückschlag erlitten. In einer Online-Befragung sprach sich eine Mehrzahl der Mitglieder dagegen aus, zur Bundestagswahl mit nur einem Spitzenkandidaten anzutreten. Petry galt als einzige chancenreiche Anwärterin auf diese alleinige Spitzenkandidatur.

Dagegen wollen ihre Widersacher im Bundesvorstand um den Parteivize Alexander Gauland und Petrys Ko-Vorsitzenden Jörg Meuthen mit einem "Spitzenkandidaten-Team" in den Wahlkampf ziehen. Damit soll Petrys Macht in der Partei begrenzt werden. Nun waren die Mitglieder aufgerufen, zu dieser Streitfrage Stellung zu nehmen. Dabei votierten Informationen aus Parteikreisen zufolge 59 Prozent für die Team-Lösung. Rund ein Drittel hat sich demnach an der Abstimmung beteiligt.

Die Befragung hat empfehlenden Charakter und soll, wie es im Schreiben an die Mitglieder hieß, den Delegierten auf dem Bundesparteitag der AfD im April Orientierung geben. Ihr wird in der Parteispitze aber große Bedeutung beigemessen. In der Führung wird schon seit längerem um die Frage der Spitzenkandidatur gerungen.

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Petry steht einer Team-Lösung skeptisch gegenüber

Bereits im November setzten Petrys Kritiker im Vorstand einen Beschluss für die "Team-Lösung" durch, der als Zeichen gegen Petrys starken Machtanspruch gewertet wurde. Die Online-Befragung bestätigt nun diese Linie. Ihr Ergebnis wurde intern in der Parteispitze von ihren Kritikern auch als Anzeichen verstanden, dass Petry an der Basis deutlich weniger Rückhalt hat als bisher angenommen.

Petry hatte bisher allerdings nicht ausdrücklich gesagt, dass sie die alleinige Spitzenkandidatur anstrebt, sondern die Frage offen gelassen. Sie machte aber deutlich, dass sie eine Team-Lösung skeptisch sieht. Die Parteichefin wäre im Kampf um die Spitzenkandidatur wohl die klare Favoritin gewesen. Als Anwärter für das "Spitzenkandidaten-Team" gelten neben Petry nun vor allem Parteivize Gauland und die Ökonomin Alice Weidel, die Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl der AfD in Baden-Württemberg.

Dagegen haben Petrys Ko-Vorsitzender Jörg Meuthen und auch der rechtsnationale Thüringer AfD-Chef Björn Höcke erklärt, dass sie nicht für den Bundestag kandidieren wollen. Über die Zusammensetzung des Teams soll endgültig ein Bundesparteitag der AfD Ende April in Köln entscheiden. Zuvor sollen die Mitglieder dem Vernehmen nach in einer weiteren Befragung über die mögliche Zusammensetzung dieses Spitzenteams entscheiden können.

© SZ vom 09.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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