AfD:Rücktritte und andere Tritte

Nach dem Wechsel an der Spitze der Bundespartei verliert Bayerns AfD offenbar fast ihre gesamte Führungsmannschaft.

Von Anne Kostrzewa, Berlin

Nach dem Führungswechsel bei der AfD folgen immer mehr Mitglieder dem Parteigründer Bernd Lucke und treten aus. Am Donnerstag wurde öffentlich, dass auch ein Großteil des Bayerischen Landesvorstands zurücktreten will. Bekannt gemacht hatte das der AfD-Bundesvorstand selbst. Der Pressesprecher ließ mitteilen, die Partei verliere "fast den gesamten Landesvorstand um den glücklosen Vorsitzenden", André Wächter.

Kurz darauf dementierte Wächter die Meldung. "Das ist völliger Quatsch", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. "Es gibt keinen Rücktritt, ich bin noch in der Partei." Er finde es "erstaunlich, wie der Pressesprecher auf die Idee kommt, ohne Rücksprache so etwas zu verschicken".

Der Süddeutschen Zeitung sagte Wächter: "Ich bin entsetzt darüber, wie der Bundesvorstand agiert und wohlwissend Falschmeldungen verbreitet, um parteiinterne Kritiker los zu werden."

Wächter gilt als Unterstützer von Bernd Lucke. Der vertrat in der Partei den wirtschaftsliberalen Flügel. Der neue AfD-Vorstand ist nach dem Bundesparteitag in Essen vor zwei Wochen zum Großteil mit nationalkonservativen Mitgliedern um Parteichefin Frauke Petry besetzt.

Die FDP will die Ausgetretenen nicht haben

Nach SZ-Informationen wird am Montag tatsächlich ein Großteil des Bayerischen Landesvorstands seinen Rücktritt bekannt geben. Dass die Austrittspläne bereits am Donnerstag kursierten, verdankt die AfD offenbar einem Missverständnis bei der internen Kommunikation.

Petr Bystron, ein parteiinterner Gegner Wächters im bayerischen Landesverband, sagte, sechs von sieben Mitgliedern des Landesvorstands einschließlich seines Vorsitzenden hätten bereits am vergangenen Montag ihren Parteiaustritt angekündigt.

Rund 2000 der bundesweit 21 000 Mitglieder haben die AfD seit dem Führungswechsel schon verlassen, das sind gut zehn Prozent. Frauke Petry sagte, die AfD rechne sogar mit doppelt so vielen Austritten.

Vor allem Anhänger von Ex-Parteichef Lucke distanzieren sich von der neuen Parteispitze. Nachdem diese am Mittwoch die Petition gegen weitere Hilfen für Griechenland auf den Weg gebracht hatte, erklärte auch der Europaabgeordnete Joachim Starbatty seinen Austritt. Er sagte, die AfD habe sich "in eine Richtung entwickelt, die ich nicht mehr mittragen kann." In der Wählergunst hat die AfD ebenfalls Abstriche hinnehmen müssen. Nach dem Parteitag sackte sie in Meinungsumfragen zwei Prozentpunkte bergab auf drei Prozent, auf den schlechtesten Wert seit 2013.

Einige ehemalige AfD-Anhänger versuchen nun, bei anderen Parteien unterzuschlüpfen - viele vergeblich. Eine klare Absage gab es schon von FDP-Vize Wolfgang Kubicki: "Wie sollen wir mit homophoben europafeindlichen Antiamerikanern gemeinsame Sache machen?"

Gla

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