AfD:Rassismus-Debatte: AfD-Bundesvorstand will Höcke vorladen

Björn Höcke

"Politische Torheit": Die Rückendeckung des AfD-Bundesvorstands hat Björn Höcke nicht für seine Afrika-Äußerung.

(Foto: dpa)
  • Der Bundesvorstand der AfD will den thüringischen Landeschef Björn Höcke vorladen.
  • Bei einem Vortrag hatte er über verschiedene Reproduktionsstrategien in Europa und Afrika sinniert.

Bei der AfD ist man sich offenbar nicht ganz einig darüber, was die Aussage ihres thüringischen Landeschefs Björn Höcke denn nun war: harmlos oder doch rassistisch? Gestern hatte die AfD in Thüringen ihn noch in Schutz genommen, nachdem Höcke bei einer Tagung biologistische Vergleiche zwischen Europäern und Afrikanern angestellt hatte. Ihm deswegen Rassismus zu unterstellen sei "an den Haaren herbeigezogen", sagte eine Sprecherin der Thüringer Landtagsfraktion dem NDR.

Beim Bundesvorstand der Partei reagiert man allerdings ganz anders auf Höckes Ausführungen. Der thüringische AfD-Chef hat sich dort nun eine Rüge wegen "unsinniger Äußerungen" eingefangen. Von einer "politischen Torheit" Höckes ist die Rede.

Laut Angaben aus Parteikreisen soll Höcke zur nächsten Sitzung des Bundesvorstandes der AfD vorgeladen werden. Unklar ist, ob ihm wegen seiner Äußerungen auch ein Ausschluss aus der Partei drohen könnte.

"Unterschiedliche Reproduktionsstrategien"

Höcke hatte in einem Vortrag Ende November von "unterschiedlichen Reproduktionsstrategien" in Afrika und Europa gesprochen. Der "lebensbejahende afrikanische Ausbreitungstyp" treffe in Europa auf den "selbstverneinenden europäischen Platzhaltertyp". Jörg Meuthen, zweiter AfD-Vorsitzender neben Frauke Petry, sagte dazu: "Seine Ausführungen sind sachlich unsinnig, entbehren wissenschaftlicher Substanz und laden zu Fehldeutungen als rassistische Aussagen geradezu ein."

Reaktionen gibt es auch von anderer Seite. Am Sonntag hatte sich der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramlelow humorvoll mit Höckes Entgleisungen auseinandergesetzt. Offenbar sei ja die ganze AfD-Spitze mit dem "Verbreitungstyp 'klein r' infiziert", twitterte er in Anspielung auf den Kinderreichtum vieler AfD-Politiker, darunter auch Höcke.

Biologen benutzen die Begriffe "r-Strategie" und "K-Strategie", um das Fortpflanzungsverhalten verschiedener Arten voneinander abzugrenzen. Die r-Strategie setzt auf eine hohe Reproduktionsrate. Die meisten Säugetiere, darunter auch der Mensch, verfolgen eine K-Strategie: Sie zeugen wenige Nachkommen, die dafür eine hohe Überlebenschance haben.

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