AfD:Parteichef auf dem Egotrip

Jörg Meuthen will nach Brüssel, in Stuttgart bleiben und weiter Chef sein.

Von Jens Schneider

Jörg Meuthen ist auf bizarre Art zu einer Figur von Bedeutung in der AfD geworden. Er geriet vor zwei Jahren nur in die erste Reihe, weil eine Lücke zu füllen war. Frauke Petry brauchte ein wirtschaftsliberales Feigenblatt, nachdem sie den Parteigründer Bernd Lucke erledigt hatte. Sie behandelte Meuthen wie einen Lehrling der Macht, er wirkte überfordert und suchte Zuflucht im Bündnis mit extremen Rechten wie Björn Höcke. Nun ist Petry weg, und Meuthen zeigt ein Maß an Egomanie, das selbst jene AfD-Leute befremdet, die Peinlichkeiten in den eigenen Reihen sonst gern entschuldigen.

Meuthen will als Abgeordneter ins Europaparlament nachrücken und denkt sich dafür seine eigenen Spielregeln aus. Er unterläuft so alle Anforderungen, die er für sich und andere früher formuliert hat. Noch voriges Jahr erklärte Meuthen, dass er in Stuttgart als Fraktionschef im Wort stehe. Nun geht er, obwohl seine Fraktion in desolatem Zustand ist. Sein Mandat möchte er aufgeben, aber erst in mehreren Wochen, wenn er den Zeitpunkt für richtig hält. Jetzt wundert er sich, dass viele das dreist und respektlos gegenüber dem Wähler finden.

Für die AfD ist Meuthens Egotrip nicht nur wegen der Außenwirkung heikel. Sie wählt im Dezember einen neuen Vorstand, Meuthen will Chef bleiben. Schon der gescheiterte Vorgänger Lucke musste lernen, dass sich diese chaotische Partei aus der Ferne nicht führen lässt.

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