AfD:Man bleibt sich treu

Der Rücktritt von André Poggenburg ist eine richtige, aber keine Richtungsentscheidung.

Von Ulrike Nimz

Ein aufrechter Deutscher beugt sich. André Poggenburg verlässt die Spitze der AfD in Sachsen-Anhalt, freiwillig, um die Partei vor medialem Druck zu schützen. So lautet die Darstellung des Geschassten. Dabei kommt der Druck von innen. Parteiintern steht Poggenburg schon lange in der Kritik - wegen seines autoritären Führungsstils und seiner Freundin, der er einen Posten zuschanzte. Die Aschermittwochsrede, in der er hier lebende Türken als "heimat- und vaterlandsloses Gesindel" diffamierte, mag Anlass gewesen sein, den Rücktritt voranzutreiben, der alleinige Grund war sie nicht.

Poggenburgs Rolle war immer die des Provokateurs. Als es darum ging, die AfD als Protestpartei zu profilieren, war das allen recht. Inzwischen ist die AfD im Osten stark genug, um sich als Koalitionspartner anzudienen. Sie kann sich kaum erlauben, den rechten Rand der CDU zu vergraulen und schon gar keine Wähler.

Wer nun glaubt, die Partei könnte sich mäßigen, dürfte sich täuschen. Als Poggenburg seine "Kameltreiber"-Rede hielt, waren alle wichtigen Männer der Ost-AfD zugegen und zollten Beifall. Später kritisierten sie lediglich seine Wortwahl, nicht aber den Wunsch, deutsche Staatsbürger auszuweisen. Als ein Nachfolger Poggenburgs wird Oliver Kirchner gehandelt. Er ist als Mitglied der "Patriotischen Plattform" genauso radikal, aber eben kaum aufgefallen. Der Führungswechsel in Sachsen-Anhalt mag wie die richtige Entscheidung aussehen - eine Richtungsentscheidung ist er nicht.

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