AfD:Identitäre Abgrenzung

Warum die Sprecherin der Christen ausgetreten ist.

Von Matthias Drobinski

Anette Schultner war die Sprecherin der Christen in der AfD; bekannt wurde sie, als sie im Mai auf dem Kirchentag ziemlich emotional mit dem evangelischen Bischof Markus Dröge diskutierte. Nun ist sie, eine Petry-Getreue, aus der Partei ausgetreten. Das kann man als Teil des allgemeinen Bröckelns in der AfD interpretieren. Der Grund dieses Zerwürfnisses aber liegt tiefer.

Frau Schultner gehört zu jenen konservativen Christen, die sich von der CDU und den Kirchen entfremdet haben, weil ihnen dort zu wenig über Familie und zu viel über Gendertheorie geredet wird, der Kampf gegen Abtreibung und Homo-Ehe ebenso zu wünschen übrig lässt wie die Abgrenzung vom Islam. Sie träumten von einer konservativen Bewegung fürs Althergebrachte. Nun aber sind sie in einer aggressiv vorwärtsdrängenden rechten Partei aufgewacht, in der die braven Christen und Bürgerlichen als Biedermänner belächelt werden, deren Vorstandsmitglied Armin Paul Hampel beifallumrauscht zum Kirchenaustritt aufruft.

Der Austritt der Kirchensprecherin ist da nur konsequent. Anette Schultner und Markus Dröge konnten noch darüber streiten, was Nächstenliebe bedeutet und wo die Grenzen dieser Nächstenliebe liegen. Alexander Gauland ist schon der Begriff fremd. Ihm geht es ums Eigeninteresse des Volkes, nicht ums Heil der Welt, um die identitäre Abgrenzung. Das kann man so wollen. Nur christlich ist es halt nicht.

© SZ vom 18.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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