AfD:Doch nicht zweistellig

Die AfD freut sich über ein mäßiges Wahlergebnis, der Richtungsstreit bleibt. Petry will betonen, wofür die AfD steht, Gauland kontert: "Wir sind auch Protestpartei."

Von Jens Schneider, Berlin

Die Chefs der AfD eint nur noch wenig, an diesem Morgen aber stimmen Frauke Petry und Jörg Meuthen überein: Beide wollen das Ergebnis ihrer Partei in Nordrhein-Westfalen gut finden. Die AfD habe nach zwei schwierigen Wahlen den "Trend umgekehrt", sagt Petry vor der Bundespressekonferenz. Neben ihr sitzt Meuthen und spricht von einem Erfolg, den man bei der Bundestagswahl noch übertreffen werde. Die Spitzenkandidaten Alexander Gauland und Alice Weidel schließen sich an. Weidel verkündet: "Wir haben den Negativtrend der vergangenen Monate sehr klar durchbrochen."

Noch vor der Wahl in Nordrhein-Westfalen wollte in der AfD von einem Negativtrend zumindest offiziell keiner etwas wissen. Nun sprechen alle davon und preisen ein Ergebnis als Zeichen des Aufbruchs, das weit unter den Erwartungen liegt, die man in der AfD noch vor einigen Monaten hegte - und das auch deutlich unter den Resultaten des vergangenen Jahres liegt. Damals erreichte die AfD bei allen Wahlen zweistellige Ergebnisse, das hatte die Partei auch in Düsseldorf lange erwartet.

Petry will betonen, wofür die Partei steht. Gauland kontert: "Wir sind auch Protestpartei."

"Wir hätten vor einem halben Jahr auch in Nordrhein-Westfalen ein zweistelliges Ergebnis gehabt", sagt der Landesvorsitzende Marcus Pretzell auf Nachfrage. "In Landtagswahlen können sie sich nie so ganz vom Bundestrend abkoppeln", erklärt er das vergleichsweise schwache Resultat. Die vielen Streitereien der vergangenen Monate hätten dazu beigetragen.

An diesem Montag zeigen die unterschiedlichen Analysen der Parteiführung, dass der Richtungsstreit nur auf Eis gelegt ist. Da ist einerseits Petry, die moniert, dass die AfD immer noch zu stark als Protestpartei wahrgenommen werde. "Ich glaube, es gibt gute Gründe, das zu ändern", sagt sie. Viele Wähler wüssten noch nicht genau, wofür die AfD stehe. Petry wünscht sich, dass die Partei auch ernsthaft klarmacht, wofür sie nicht steht: "Das hat natürlich ganz klar mit der Abgrenzung an den Rändern zu tun."

Mit dem Versuch, eine solche Abgrenzung durchzusetzen, ist Petry gerade auf dem Bundesparteitag in Köln gescheitert. Das parteiintern umstrittene Ausschlussverfahren gegen den rechtsnationalen Björn Höcke läuft noch, mit offenem Ende.

Der Höcke-Freund Gauland teilt Petrys Sorgen nicht. "Wir sind vieles, auch Protestpartei", sagt er. "Es hat keinen Zweck, das zu leugnen." Für die Bundestagswahl nennt er Angela Merkel "wegen ihrer verheerenden Flüchtlingspolitik die Hauptgegnerin - ja, ich würde fast sagen - Hauptfeindin der AfD."

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