AfD-Bundesvorsitz:Der Kandidat, der in die Regierung führen will

Es ist die Stelle von Frauke Petry zu besetzen: Kandidieren will Georg Pazderski. Der hat noch weitere Ziele.

Von Jens Schneider

Seine Ambitionen waren an der Parteispitze der AfD schon lange aufgefallen. Jetzt hat der Chef des Berliner Landesverbands, Georg Pazderski, offen sein Ziel für sich und die Partei formuliert. Der ehemalige Bundeswehr-Offizier - zuletzt im Rang eines Oberst im Generalstabsdienst - will auf dem Bundesparteitag der AfD in Hannover als Bundesvorsitzender kandidieren und die Partei in diesem Amt auf eine Regierungsbeteiligung vorbereiten. Der 66-Jährige stellt sich so gegen jene Kräfte in der AfD, die auch langfristig große Distanz zur CDU oder der FDP halten wollen - jenen Parteien, die er als potenzielle Partner sieht.

Die AfD muss am Wochenende einen komplett neuen Bundesvorstand wählen. An der Spitze gibt es eine Freistelle, da die langjährige Parteichefin Frauke Petry die AfD verlassen hat. Pazderski ist bisher der einzige einigermaßen prominente Bewerber. Wieder gewählt werden möchte Jörg Meuthen, der seit Petrys Abschied die AfD allein führt.

Pazderski gehört bereits dem Bundesvorstand an, er war in der Gründungszeit bis Mitte 2015 AfD-Bundesgeschäftsführer. Er ist AfD-Fraktionschef im Berliner Abgeordnetenhaus. Dort hat er gerade in einem Thesenpapier für eine Annäherung von CDU, FDP und AfD im Parlament geworben - mit dem Ziel, die rot-rot-grüne Regierung mit der nächsten Wahl in Berlin abzulösen.

Er spricht von Gemeinsamkeiten der drei Parteien und fordert CDU und FDP auf, sich von der AfD nicht weiter abzugrenzen. Die AfD müsse ihrerseits an der eigenen Ausrichtung arbeiten, verlangt Pazderski in dem Papier und fordert neben der klaren Abgrenzung nach rechtsaußen die "Bereitschaft der Berliner AfD zum Kompromiss". Die Übernahme von Regierungsverantwortung sei nicht ohne Risiko, so Pazderski. Aber wer "dauerhaft im demokratischen Spektrum Erfolg haben will", komme nicht um Risiken herum.

Der stramm konservative Ex-Offizier sieht die Bundeshauptstadt als "spannendes Terrain für eine neue politische Konstellation", also als Probebühne für die Bundesebene. Die Bundespartei will er mit einem "Professionalisierungskurs" so festigen, dass für die anderen Parteien an ihr kein Weg mehr vorbeiführt.

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