Ägypten:Sisis Offenbarungseid

Nun steht fest: Das russische Flugzeug wurde gesprengt.

Von Paul-Anton Krüger

Moskaus Eingeständnis, dass Flug Kogalymavia 9268 durch eine Bombe zum Absturz gebracht wurde, ist für Ägyptens Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi die politische Kernschmelze. Seine Hintersassen und willfährige regimetreue Medien hatten von einer westlichen Verschwörung gegen Ägypten geraunt, als die britischen Behörden die Flüge stoppten. London wurde einer überhasteten Reaktion beschuldigt.

Es gibt nun keinen Zweifel mehr, dass die Bombe, die 224 Menschen in den Tod riss, im Sicherheits- und Polizeistaat des Ex-Generals und Ex-Chefs des Militärgeheimdienstes in die Maschine geschmuggelt wurde. Das Regime mit seinen omnipräsenten Geheimdiensten hat nicht verhindert, dass Dschihadisten den Flughafen in Scharm el-Scheich unterwanderten. Und als Amerikaner und Briten und später auch die Russen längst wussten, was geschehen war, tat Kairo noch immer so, als gebe es keinen Hinweis auf Terror.

Die Regierung war nicht in der Lage, die Infrastruktur des Tourismus zu schützen, der für Ägypten lebenswichtig ist. Für ein Regime, das politische Unterdrückung damit rechtfertigt, den Terror zu bekämpfen und Sicherheit zu gewährleisten, ist das der Offenbarungseid. Inkompetenz, Schlendrian, die Fixierung auf das Image sind die Ursachen. Sie werden, so ist zu befürchten, auch jetzt nicht behoben werden. Die einzige Antwort, die dieses Regime kennt, ist mehr Repression.

© SZ vom 18.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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