Ägypten:Islamisten töten Dutzende Polizisten

Die Regierung in Kairo muss eine ihrer schwersten Niederlagen einstecken, als Spezialeinheiten bei einer Razzia gegen ein Wüstenversteck der Militanten in einen Hinterhalt geraten.

Bei einer Razzia gegen militante Islamisten sind in Ägypten angeblich Dutzende Polizisten getötet worden. Nachdem ein Konvoi der Sicherheitskräfte zu dem Versteck der Extremisten in der Nähe der Oasenstadt Baharija vorgedrungen war, hätten die Militanten ihn mit Panzerfäusten und Sprengsätzen angegriffen. Es sei zu längeren Schusswechseln gekommen. Dabei seien 20 Offiziere und 34 Rekruten getötet worden, hieß es laut Agenturmeldungen aus Sicherheitskreisen.

Offiziell wurden die Ereignisse anders dargestellt. Bei den Gefechten seien 16 Polizisten getötet worden, teilte das Innenministerium mit. Ein Polizist gelte noch als vermisst, 13 weitere wurden verletzt. Demnach wurden auch 15 islamistische Kämpfer getötet oder verletzt. Dem Innenministerium zufolge waren die Polizisten auf der Suche nach einer "Gruppe Terroristen", die sich zur Vorbereitung von Anschlägen in der Wüste bei Baharija versteckt hielten.

Die Oasenstadt Baharija liegt etwa 135 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Kairo. Sie ist ein Zentrum des ägyptischen Wüstentourismus. In den riesigen umliegenden Wüstengebieten sind sowohl militante Islamisten als auch zwischen Ägypten und Libyen pendelnde Schmugglerbanden aktiv; oft verbünden sie sich miteinander gegen die Sicherheitskräfte.

Hunderte tote Sicherheitskräfte seit Sturz von Präsident Mursi

Nach Kairoer Angaben sieht es so aus, als seien die Spezialkräfte der Polizei in einen Hinterhalt geraten. Angeblich ging ihnen die Munition aus; die Extremisten hätten daraufhin einige Beamte in ihre Gewalt gebracht und erst später getötet. Ein Offizier habe es geschafft zu fliehen. Zwei Audioaufnahmen, die vermutlich von an dem Gefecht beteiligten Polizisten stammten, zirkulieren im Internet. In einer Aufnahme ist ein Polizeibeamter zu hören, der seinen Vorgesetzten um Hilfe bittet. "Sie haben all unsere Waffen und Munition", sagte er. Unklar war, ob diese Aufnahmen echt waren.

Ein Bekenntnis zur Tat gab es zunächst nicht. Die Regierung kämpft seit einiger Zeit gegen islamistische Extremisten, die der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) nahestehen und vor allem auf der Sinai-Halbinsel aktiv sind. Kairo beschuldigt die 2013 vom Militär um die Macht gebrachte Muslimbruderschaft, hinter der inzwischen landesweiten Gewalt zu stehen. Der heutige Staatschef Abdel Fattah al-Sisi, ein Ex-General, hatte den Sturz des frei gewählten islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi mit Unterstützung weiter Teile der Bevölkerung in die Wege geleitet. Kurz darauf begannen die Attacken militanter Islamisten, meist gegen Regierungsziele. Mehrere Hundert Soldaten und Polizisten wurden bereits getötet.

Bewahrheiten sich die höheren Opferzahlen, handelte es sich um eine der schwersten Niederlagen der ägyptischen Sicherheitskräfte. Das Auswärtige Amt in Berlin verurteilte die Tat ebenso wie das US-Außenministerium. Ein Ministeriumssprecher in Berlin sagte: "Solche terroristischen Angriffe sind durch nichts zu rechtfertigen. Die internationale Gemeinschaft wird sich der Bedrohung des Terrorismus weiter gemeinsam und entschlossen entgegenstellen."

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