Ägypten:Gericht in Kairo verhängt mehr als 180 Todesurteile

  • Ein ägyptisches Strafgericht verurteilt mehr als 180 Personen zum Tode. Diese sollen in einen Angriff auf eine Polizeistation im August 2013 verwickelt gewesen sein.
  • Der Großmufti von Ägypten muss die gerichtliche Entscheidung noch genehmigen.

Mehr als 180 Todesurteile in Kairo verhängt

Nur wenige Tage nach der Einstellung des Verfahrens gegen Ex-Diktator Hosni Mubarak hat ein Kairoer Strafgericht 188 Angeklagte zum Tode verurteilt, wie die ägyptischen Nachrichtenseite Al-Ahram schreibt. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet von 185 Todesurteilen. Den Verurteilten war vorgeworfen worden, im August 2013 in einen Angriff auf eine Polizeistation verwickelt gewesen zu sein, bei dem elf Beamte und zwei Zivilisten getötet worden waren.

Das Massaker hatte sich nach dem Sturz des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi westlich der Hauptstadt Kairo in Kirdasa ereignet. Damals hatten wütende Islamisten in einer Racheaktion die Polizeistation gestürmt und die Beamten brutal ermordet. Am selben Tag hatten ägyptische Sicherheitskräfte zwei Protestcamps der Muslimbruderschaft in Kairo geräumt.

Gegen das Urteil kann Berufung eingelegt werden. Die Entscheidung muss nach Angaben von Al-Ahram noch von der höchsten religiösen Instanz im Land, dem Großmufti von Ägypten, genehmigt werden.

Im Frühjahr wurden bereits mehr als 1200 Menschen zum Tode verurteilt

Die ägyptische Justiz wird international für ihre willkürlichen Urteile kritisiert. In zwei Verfahren im Frühjahr waren mehr als 1200 Menschen zum Tode verurteilt worden. Bislang wurde jedoch keine der Todesstrafen vollstreckt.

Das Verfahren gegen Ex-Diktator Mubarak wegen des Todes von mehr als 800 Demonstranten bei Protesten im Frühjahr 2011 gegen ihn war hingegen am Samstag eingestellt worden.

Mubarak hatte 30 Jahre lang über Ägypten geherrscht. Sein Sturz führte zu den ersten freien Wahlen in Ägypten. Der daraus als Sieger hervorgegangene Präsident Mohammed Mursi, der der Muslimbruderschaft angehört, wurde allerdings 2013 vom Militär gestürzt. Seitdem regiert der ehemalige Armee-Chef Abdel Fattah al-Sisi.

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