Ägypten:Ein Konkurrent der alten Schule

Ägypten: 2012 verlor Ahmed Schafiq knapp gegen den Muslimbruder Mursi.

2012 verlor Ahmed Schafiq knapp gegen den Muslimbruder Mursi.

(Foto: Mohammed Abed/AFP)

Ex-Premier Ahmed Schafiq will Präsident werden - doch man hinderte ihn wohl an der Ausreise aus Dubai. In Kairo weist man alle Vorwürfe zurück.

Von Paul-Anton Krüger, Kairo

Mit einer Videobotschaft aus seinem Exil in Dubai hat der frühere ägyptische Premier Ahmed Schafiq am Mittwoch seine Kandidatur für die Präsidentenwahl angekündigt, die im April kommenden Jahres abgehalten werden soll. Doch was folgte, erinnerte an die offenkundig unfreiwillige Odyssee des libanesischen Regierungschefs Saad al-Hariri. Schafiq kündigte an, er werde eine Reihe Länder besuchen, in denen Ägypter arbeiteten; etwa zehn Millionen leben im Ausland, überwiegend in den Golfstaaten. In den kommenden Tagen werde er nach Kairo zurückkehren.

Doch in der Nacht zum Donnerstag wandte sich Schafiq ein zweites Mal per Videobotschaft an die Öffentlichkeit: Mit Erstaunen habe er feststellen müssen, dass man ihn hindere, die Vereinigten Arabischen Emirate zu verlassen, von denen Dubai eines ist. Hariri war nach Riad gereist und hatte dort seinen Rücktritt erklärt. Auch wenn er selbst bestritt, dass er sich nicht frei bewegen konnte, hieß es sogar in seinem Umfeld, er sei von Saudi-Arabien festgehalten worden. Es wäre eine weitere eklatante Einmischung einer der beiden sunnitischen Regionalmächte am Golf. Beide gelten als entschiedene Unterstützer des Amtsinhabers Abdel Fattah al-Sisi.

Anwar Gargash, Staatsminister für Auswärtige Angelegenheiten der Emirate, dementierte per Twitter; es gebe "keine Hindernisse" für Schafiq, das Land zu verlassen. Allerdings zieh er ihn der Undankbarkeit; man habe ihm Aufnahme angeboten, "obwohl wir manchen seiner Positionen sehr reserviert gegenüberstehen". Schafiq sprach von "Gründen, die ich nicht verstehe und nicht verstehen will". Er verwehrte sich aber "gegen jede Einmischung in Ägyptens Angelegenheiten, indem man mich hindert, mein verfassungsmäßiges Recht wahrzunehmen und die heilige Mission, meinem Land zu dienen". Seine Kandidatur sei "keine gute Idee", habe man ihm mitgeteilt, behauptete seine Anwältin.

Schafiq könnte ein ernst zu nehmender Herausforderer für Sisi werden, der bislang nicht erklärt hat, ob er erneut antritt. Allerdings gibt es schon eine Unterstützungsplattform für ihn. In den letzten Monaten des 2011 gestürzten Diktators Hosni Mubarak war Schafiq einige Wochen Regierungschef. Nach einer Karriere im Militär, die er als Chef der Luftwaffe beendete, gehörte er ein Jahrzehnt als Minister für zivile Luftfahrt dem Kabinett an. Im Jahr 2012 verlor er die bislang einzige freie Wahl des Staatsoberhaupts in Ägypten mit zweieinhalb Prozentpunkten gegen den Muslimbruder Mohammed Mursi, den das Militär im Sommer 2013 stürzte. Korruptionsverfahren gegen Schafiq wurden beendet, womit der Weg für eine Kandidatur frei war. Sollten sie wieder aufgenommen werden, könnte dies die Kandidatur gefährden.

Präsident Sisi steht nach dem schwersten Anschlag in Ägyptens Geschichte unter Druck; er befahl dem Militär, binnen drei Monaten die Sicherheit im Sinai wiederherzustellen. Mutmaßliche IS-Terroristen hatten eine Sufi-Moschee im Norden der Halbinsel attackiert, die Zahl der Todesopfer ist inzwischen auf 310 gestiegen. Überdies leiden trotz positiver volkswirtschaftlicher Indikatoren weite Schichten der Bevölkerung unter der Abwertung der Währung um mehr als die Hälfte seit der Freigabe des Pfunds im November 2016 und unter der galoppierenden Inflation von immer noch mehr als 30 Prozent. Schafiq griff diese Probleme auf und sagte, frisches Blut sei nötig - allerdings ist der 76-jährige Ex-General selbst ein Mann des alten Regimes.

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