Abuja:Bombenanschlag in Nigerias Hauptstadt

Bei dem Bombenanschlag in der nigerianischen Hauptstadt Abuja sind mindestens 16 Menschen getötet worden. Die Bombe explodierte in der Nähe des Ortes, an dem erst im April bei einem Doppelanschlag 75 Menschen getötet worden sind.

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Die ausgebrannten Busse nach der Bombenexplosion am Busbahnhof in Abuja.

(Foto: AFP)

Die nigerianische Hauptstadt Abuja ist von einer heftigen Bombenexplosion erschüttert worden. Mindestens 16 Menschen wurden dabei nach Augenzeugenberichten getötet. Nach Angaben eines Behördenvertreters ereignete sich die Detonation auf demselben Busbahnhof am Rande von Abuja, auf dem bei einem Doppelanschlag Mitte April mindestens 75 Menschen getötet wurden.

In dem westafrikanischen Land herrscht ein Konflikt zwischen den christlichen und muslimischen Bevölkerungsgruppen. Die Gruppe Boko Haram kämpft gewaltsam für die Errichtung eines islamistischen Staates im Norden des Landes. Der Name Boko Haram bedeutet übersetzt etwa "Westliche Bildung ist Sünde".

Den ganzen Tag lang hatten die Eltern von Dutzenden verschleppten Schülerinnen im Nordosten Nigerias für deren Freilassung demonstriert. Hunderte Verwandte und Demonstranten zogen durch die Stadt Chibok, wo die Schule der Mitte April von Islamisten entführten Schülerinnen steht. Einige Mädchen konnten sich aus den Fängen der Kidnapper befreien, das Schicksal von mindestens 77 weiteren ist unklar.

Wut auf die Unfähigkeit der Behörden

Die Angehörigen zogen zum Haus eines örtlichen Verwaltungschefs, um ihr Anliegen "der Regierung des Bundesstaats Borno und der nationalen Regierung zu präsentieren", wie einer der Demonstranten sagte. "Wir wollen, dass die Vereinten Nationen uns dabei helfen, unsere Töchter zu retten", sagte Enoch Mark, dessen Tochter und zwei Nichten verschleppt wurden. "Wir möchten der ganzen Welt sagen, dass wir ihre Unterstützung brauchen." Schon am Mittwoch waren in der Hauptstadt Abuja mehrere hundert Frauen und Männer zum Parlament gezogen und hatten die Freilassung der Schülerinnen verlangt. Ähnliche Demonstrationen fanden in den Staaten Kano und Oyo im Norden und Westen des Landes statt. Die Wut richtete sich vor allem gegen die Unfähigkeit der Behörden, die Mädchen im Alter zwischen zwölf und 17 Jahren zu finden.

Die Mütter fürchten, dass ihre Töchter verschleppt und zwangsverheiratet wurden

Die islamistische Gruppierung Boko Haram hatte nach Angaben der Behörden 129 Schülerinnen entführt. Demnach kamen 52 Mädchen später wieder frei. Die Direktorin der Schule in Chibok sprach sogar von 230 verschleppten Schülerinnen. Nach ihren Angaben befinden sich noch 187 Mädchen in der Gewalt der Entführer, obwohl die nigerianischen Sicherheitskräfte eine großangelegte Suchaktion starteten. "Wenn so etwas irgendwo anders auf der Welt geschähe - mehr als 200 Mädchen entführt und nach zwei Wochen noch keine Informationen - würde das Land zum Stillstand gebracht", sagte die Organisatorin der Kundgebung in Abuja, Hadiza Bala Usman. Die Teilnehmer des Protestmarsches trugen Transparente mit der Forderung "Findet unsere Töchter!" In Chibok sagte eine Mutter, sie würde lieber selbst entführt werden und sterben, als ihr Kind in den Händen der Gruppe zu wissen. Die Angehörigen der Mädchen fürchten, dass sie in die Nachbarländer Kamerun oder Tschad verschleppt wurden, um dort zwangsverheiratet zu werden.

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