Tipps für das zweite TV-Duell:Bloß nicht kiffen, Mister President

Das linksliberale Amerika rätselt: Wie konnte Barack Obama das erste TV-Duell so versemmeln? Und wie kann er Mitt Romney beim zweiten Aufeinandertreffen schlagen? Die Tipps reichen von Körpersprache bis zum Umgang mit Drogen.

Thomas Kirchner

Barack Obama

US-Präsident Barack Obama machte sich am Sonntag auf einer Wahlkampfveranstaltung über seine eigene Schwäche im TV-Duell lustig.

(Foto: AP)

Lustlos, defensiv, viel zu nett, unwillig, dem Gegner ins Auge zu schauen: Die Vorstellung, die Barack Obama im ersten TV-Duell gegen Mitt Romney abgab, war mäßig bis unterirdisch. Darin sind sich alle Kritiker des US-Präsidenten einig. Und auch er selbst spricht rückblickend von einer "holprigen" Performance.

Aber wie konnte das dem mächtigsten Mann der Welt passieren? Vor allem das linksliberale Amerika - Journalisten, Politik-Berater, Spaßmacher - grübelt seit Tagen, wie ihr Held die beiden Debatten zwei und drei gewinnen könnte.

Barack Obama kann das besser, da sind sich die meisten Beobachter einig. Aber vor den guten Ratschlägen kommt die Analyse. Also, woran lag es?

[] Hatte er einen Joint geraucht? Diese Vermutung äußerte der Rapper Ice-T, der zuvor schon mit der Bemerkung aufgefallen war, Hip-Hop habe den Präsidenten ins Amt gebracht.

[] Oder war es die dünne Luft im 1600 Meter hoch gelegenen Debattenort Denver, wie der ehemalige Vizepräsident und demokratische Parteigenosse Al Gore mutmaßte? "Präsident Obama war ja erst am Tag des Duells von Meereshöhe in die Stadt geflogen, während Romney Zeit hatte, sich dort einige Tage lang zu akklimatisieren."

[] Vielleicht hat er sedierend wirkende Medikamente genommen. Oder was Übles gegessen, am Vorabend gesoffen? Vielleicht hatten ihm seine Leute auch schlicht vergessen zu sagen, dass die Debatte im Fernsehen gezeigt wird. Das vermutete zumindest Jed Bartlet, Obamas fiktives Alter Ego in der US-TV-Serie The West Wing.

Ernster gemeint ist der Klageruf von Obamas Berater David Axelrod: Romney habe schließlich ein halbes Jahr Zeit gehabt, sich auf das Duell vorzubereiten. (Es gibt noch weitere ernst gemeinte Erklärungsversuche.)

Aus all dem ergibt sich fast von selbst, was Obama nun tun sollte:

[] Auf keinen Fall kiffen vor der nächsten Debatte. Besser wären ein paar Tassen Kaffee. Denn worum es geht, hat der Schauspieler Samuel L. Jackson in einem Obama-Wahlwerbespot mehr als klar gemacht: "Wake the fuck up!"

[] Rechtzeitig akklimatisieren. Hempstead im Bundesstaat New York, der nächste Debattenort, liegt 178 Meter über dem Meeresspiegel, fast 70 Meter höher als Washington DC. Der Besuch in einer Höhenkammer ist angeraten.

[] Brust raus, Augen auf Romney. Ein Duell ist ein Duell ist ein Duell. Da parliert man nicht mit dem Moderator oder versucht, dem Fernsehpublikum frohe Botschaften zu vermitteln. Man bekämpft den Gegner auf der anderen Seite, mit harten Worten und der entsprechenden Körpersprache. Mister President, hören Sie auf Joe Navarro, ehemals Experte des FBI!

[] Diesen Satz auswendig lernen: "Mr. Romney, Sie lügen!" Es gab im ersten Duell einige eher zweifelhafte Aussagen des Konkurrenten, die bei näherem Hinsehen durchaus einer energischen Replik würdig gewesen wären.

[] Oder, in den Worten des Comedian Jon Stewart, noch etwas kürzer und prägnanter: "Lüge, Lüge, Lüge, Lüge, Lüge, Lüge, Lüge, Lüge, Lüge, Lüge, Lüge, Lüge, Lüge, Lüge, Lüge, Lüge, Lüge, Lüge, Lüge, Lüge, Lüge, Lüge, Lüge!"

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