Spenden im US-Wahlkampf:Der "Billion Dollar"-Präsident

Hillary Clinton ist derzeit die ungekrönte Spendenkönigin: 63 Millionen Dollar hat sie bis Juni 2007 bereits in ihre Wahlkampftruhe gescheffelt. Welcher Kandidat von wem finanziert wird - und wo die Fallstricke lauern.

Barbara Vorsamer

Das Rennen um die US-Präsidentschaft ist nicht nur eines um Stimmen, sondern auch eines um Geld. Die Wahlkampfgesetze der Vereinigten Staaten verpflichten die Kandidaten zu völliger Transparenz. Für den Wähler ist das von Vorteil, denn so kann er sich ein genaues Bild machen, woher das Geld kommt und wer im Millionen-Ranking die Nase vorn hat.

Spenden im US-Wahlkampf: Hillary Clinton ist derzeit die ungekrönte Spendenkönigin: 63 Millionen Dollar hat sie bis Juni 2007 bereits in ihre Wahlkampftruhe gescheffelt. Doch der Abstand zu Barack Obama schmilzt.

Oh! Der Barack hat auch schon ganz schön viel Geld ... Möchtegern-Präsidentin Hillary Clinton muss sich beim Spendensammeln ranhalten.

(Foto: Foto: Reuters)

Bei den Demokraten ist das noch immer Hillary Clinton, die bisher 63 Millionen Dollar gesammelt hat. Doch ihr ärgster politischer Rivale ist auch in finanzieller Hinsicht Barack Obama. Der smarte Senator aus Illinois hat Clinton im vergangenen Quartal beim Spendensammeln sogar erstmals überrundet. Insgesamt kommt er inzwischen auf 59 Millionen Dollar.

Noch ist der Wahlkampf ganz am Anfang. Dennoch rechnen amerikanische Wahlkampfbeobachter schon jetzt damit, dass die beiden Sieger aus den Vorwahlen der Parteien im nächsten Jahr zusammen bis zur heißen Wahlphase des Präsidentschaftswahlkampfes im Herbst 2008 zum ersten Mal den Rekordbetrag von mehr als einer Milliarde Dollar ausgeben werden und sprechen vom "Billion Dollar President".

Woher kommt das viele Geld eigentlich? In den USA gibt es zwar eine staatliche Wahlkampffinanzierung, doch die ist bei weitem nicht so wichtig wie die Spenden. Außerdem schneiden sich Kandidaten ins eigene Fleisch, wenn sie staatliche Unterstützung annehmen. In diesem Fall tritt eine Ausgabenbegrenzung in Kraft - die manche Kandidaten lieber vermeiden.

Hillary Clinton hat schon jetzt versprochen, für ihren Wahlkampf keinen einzigen Dollar an Steuergeldern auszugeben. Damit macht sie es ihren Konkurrenten schwer, öffentliches Geld anzunehmen, ohne negative Schlagzeilen dafür zu kassieren.

Das Wahlkampfbudget muss also woanders herkommen. Aus dem eigenen Geldbeutel zum Beispiel. Die Demokratin Hillary Clinton hatte noch zehn Millionen Dollar in ihrer Kriegskasse für die Senatorenwahlen, die sie nun in ihre Präsidentschaftsbewerbung steckt. Konkurrent Rudy Giuliani von den Republikanern verkaufte seine Investmentbank Giuliani Capital Advisors, um im Wahlkampf flüssig zu sein.

Außerdem gibt es Geld aus der Wirtschaft. 150 Firmen unterstützen dem amerikanischen Magazin Fortune zufolge die Kandidatur von Clinton - obwohl das so direkt gar nicht geht.

Der "Billion Dollar"-Präsident

In den USA dürfen nur Einzelpersonen und Political Action Committees (Unterstützungskomittees, "Freundeskreise") spenden, und im Vorwahlkampf ist auch das auf 2300 Dollar pro Person und 5000 Dollar pro Political Action Committtee (auch PAC genannt) begrenzt.

Das schaltet die Wirtschaft aber mitnichten aus dem Spendengeschäft aus. Oder soll es etwa Zufall sein, dass der demokratische Kandidat John Edwards bislang 4,9 Millionen Dollar von Anwälten bekam? Auch Hillary Clinton wird besonders von Angehörigen ihres ehemaligen Berufsstandes bedacht.

Wer wieviel von wem bekommt, müssen alle Kandidaten vierteljährlich der Bundeswahlbehörde namens Federal Election Commision (FEC) melden, die die Angaben dann im Internet veröffentlicht. Dort stehen sie unter genauer Beobachtung von Organisationen wie Opensecrets.com oder die CQ Moneyline, die den Datenwust der FEC in übersichtliche Statistiken verwandeln.

Nach ihren Angaben zahlen sich für den republikanischen Kandidaten Rudy Giuliani seine guten Beziehungen in die Kapital- und Investmentbranche aus. Er bekam aus dieser Branche die meisten Spenden. Die Großbanken hingegen bedenken den Demokraten Barack Obama mehr als alle anderen.

Sammeln, bündeln, weitergeben

Durch Sammlung und Bündelung von Einzelspenden ihrer Mitarbeiter und Mitglieder bestimmen Lobbygruppen und große Firmen trotz Spendenverbots den Geldfluss. So bekam John Edwards 122.000 Dollar von der Fortress Investment Group - beziehungsweise von den einzelnen Fortress-Mitarbeitern.

Der konservative Republikaner Mitt Romney bekam 125.000 Dollar von den Goldman-Sachs-Beschäftigten, 99.800 Dollar von der Belegschaft der von ihm gegründeten Investmentfirma Blain Capital. Sein Parteikollege John McCain erhielt 122.000 Dollar über die Lobbyfirma Blank Rome LLP und 60.000 Dollar über die Bank of New York.

Außerdem machen Firmenchefs, Besitzer und Aufsichtsräte durch ihre persönlichen Spenden eine Aussage. Giuliani zum Beispiel hat die - geldwerte - Untersützung von Großinvestor Carl Icahn und Morgan-Stanley-Präsidentin Zoe Cruz. John Edwards kann auf Starbucks-Chairman Howard Schultz bauen, Hillary Clinton bekam einen saftigen Scheck von der Google-Vizepräsidentin für Global Online Sales, Sheryl Sandberg.

Barack Obama hat glamouröse Namen auf seiner Unterstützerliste: Zum Beispiel die Schauspieler Tom Hanks, Eddie Murphy, Morgan Freeman und den Hollywood-Produzenten Jeffrey Katzenberg. Namen wie diese sind mehr wert als die 2300 Dollar, die Privatpersonen geben dürfen.

Denn reiche Leute kennen reiche Leute. Und wenn dann ein Milliardär ein Spendendinner für einen Kandidaten veranstaltet und seine ganzen Bekannten einlädt, kommt schnell mal eine Million Dollar zusammen. So geschehen bei den Fundraisern von Warren Buffet für Clinton und Obama.

Auch Steven Spielberg hat schon einmal für Hillary Clinton eingeladen. Danach klimperten zwei Millionen mehr in der Wahlkampfkasse der Senatorin für New York.

Ist Clinton schon "maxed out"?

Namen wie Spielberg haben darüber hinaus eine Signalwirkung und ziehen viele Spenden von Bürgern nach sich. Und die machen den Löwenanteil der Geldflüsse aus. So rühmt sich Barack Obamas Kampagne damit, das meiste Geld von mehr als 100.000 Kleinspendern bekommen zu haben. Als Kleinspende gilt jeder Betrag unter 100 Dollar.

Das könnte sich noch als großes Pfund für Obama erweisen, denn sein Kampagnen-Team kann diese Leute nochmals kontaktieren - sie können abermals spenden, so lange bis die Grenze von 2300 Dollar erreicht ist.

Und genau diese Grenze ist ein Problem der Clinton-Kampagne - so munkelt die amerikanische Presse. Der Großteil ihrer Geldgeber sei bereits "maxed out", schreibt die Washington Times. Wenn das stimmt, könnte Obama Clinton zumindest in puncto Wahlkampfkasse bald überholt haben.

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