Produktfälschungen beim amerikanischen Militär:US-Spezialkräfte fliegen mit Ramsch-Elektronik

Peinliche Studie für die US-Streitkräfte: Einem Bericht des US-Verteidigungsausschusses zufolge sind mehr als eine Million gefälschte Elektroteile in Flugzeugen und Helikoptern der US-Armee verbaut. Ein Großteil der Billigware kommt aus China.

Thomas Schmelzer

Die mächtigste Armee der Welt hat ein Problem. In den Kampfgeräten der US-Streitkräfte stecken nachgemachte Elektro-Chips aus China - in mehr als 1800 Fällen. Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht des US-Verteidigungsausschusses, der untersucht hatte, ob das Pentagon Kriegsgerät mit gefälschten Elektrochips kauft. Nun steht fest: Betroffen sind vor allem große Frachtflugzeuge der US-Luftwaffe wie der C-17 Globemaster III und Hubschrauber der Spezialeinheiten.

Produktfälschungen beim amerikanischen Militär: Made in China: In vielen Flugzeugen des US-Militärs soll Billig-Elektronik aus China verbaut sein. Auch das Transportflugzeug C-17 Globemaster III ist betroffen.

Made in China: In vielen Flugzeugen des US-Militärs soll Billig-Elektronik aus China verbaut sein. Auch das Transportflugzeug C-17 Globemaster III ist betroffen.

(Foto: AFP)

In solchen Waffensystemen kann die gefälschte Elektronik gefährlich werden. Das Versagen eines einzigen Schaltkreises könnte Soldaten heute zum ungünstigsten Zeitpunkt verwundbar machen, warnt der Bericht. Der Senator und Vorsitzende des Streitkräfteausschusses Carl Levin zeigte sich deshalb erschrocken: "Unsere Studie zeigt, wie die schiere Flut gefälschter Elektroteile aus China die nationale Sicherheit, das Leben amerikanischer Soldaten und Jobs in Amerika gefährdet", sagt Levin. Der Demokrat hatte die Studie gemeinsam mit dem Republikaner John McCain in Auftrag gegeben.

Die zwei Senatoren meinen, den Hauptschuldigen der Misere bereits gefunden zu haben: 70 Prozent der gefundenen Ramschware komme aus China. "Das unterstreicht Chinas Versagen, die offenen Märkte für Fälschungen zu regulieren", sagte Senator Carl Levin der Fiscal Times. Der Bericht erwähnt auch, dass die chinesische Regierung den amerikanischen Ermittlern keine Visa ausstellte.

Während Levin und McCain ihre Kritik auf China konzentrieren, zieht die Studie selbst auch US-Behörden und Rüstungsfirmen zur Verantwortung. Diesen sei es nicht gelungen, die Fälschungen aufzuspüren oder vorhandene Hinweise ans US-Militär weiterzugeben.

Ganz neu sind die Probleme nicht: Bereits 2005 warnte das Pentagon in internen Dokumenten vor Fehlfunktionen durch gefälschte Elektronik. Nur drei Jahre später vermeldete das Verteidigungsministerium 10.000 Fälle, bei denen gefälschte Elektronik in die Lieferkette der US-Armee gelangt war. Seitdem versucht die US-Regierung die Billigware durch Datenabgleiche mit der eigenen Industrie vom heimischen Markt fernzuhalten. Doch das scheint nicht zu funktionieren.

Für einige Experten sind die neuen Daten ohnehin nur Ausdruck eines generellen Strukturproblems. Seitdem die Hersteller von Elektrotechnik nach China ausgewandert sind, können die USA ihre eigene Lieferkette nicht mehr bedienen. "Wir sind komplett von den chinesischen Zulieferern abhängig", sagt Stephen Ezell, Analyst eines privaten Think Tanks in Washington. Chinesische Kommentatoren giften bereits, die USA könnten ihre Produkte schließlich auch in Korea oder Japan kaufen - nur seinen sie dort um das Hundertfache teurer.

Für das Pentagon ist dieser Vorschlag vorerst wohl keine Option. In den kommenden Jahren soll es rund 350 Milliarden Euro sparen.

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