Plagiatsvorwürfe gegen Ministerin:Schavan hofft auf Entlastung durch externe Gutachter

Bildungsministerin Schavan bleibt dabei: Ihre Doktorarbeit sei kein Plagiat, die Vorwürfe seien "unbegründet". Sie hofft auf externe Fachgutachten, die sie nach ihrer Überzeugung entlasten würden.

Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) hält auch nach der Einleitung des Verfahrens durch die Düsseldorfer Uni die Darstellung aufrecht, dass ihre Doktorarbeit kein Plagiat sei. Sie sei davon überzeugt, "dass die unbegründeten Plagiatsvorwürfe ausgeräumt werden", äußerte sie in einer schriftlichen Erklärung. "Ich gehe davon aus, dass mit der Eröffnung eines ergebnisoffenen Verfahrens jetzt auch verbunden ist, externe Fachgutachten einzuholen."

Forderungen nach weiteren Gutachten wurden auch in der Wissenschaft laut. Der Präsident der Berliner Humboldt-Universität, Jan-Hendrik Olbertz, bezeichnete es in der Berliner Morgenpost als zwingend, "dass ein zweites, unabhängiges Gutachten in Auftrag gegeben wird". Olbertz kritisierte das bisherige Vorgehen von Schavans früherer Uni, die seit Monaten die Vorwürfe prüft. Das nun eingeleitete Verfahren biete die Chance einer "vernünftigen Klärung". "Vielleicht nimmt es damit den geordneten Verlauf, den ich bisher nicht habe erkennen können.", so der Uni-Präsident. Der parteilose Olbertz war von 2002 bis 2010 Kultusminister in einer CDU-geführten Regierung in Sachsen-Anhalt.

Studentenvertreter sehen die Glaubwürdigkeit der Ministerin schon jetzt schwer beschädigt. Schavan müsse zurücktreten, "bevor es zu einem Titelentzug und somit zu einer Blamage für die deutsche Wissenschaft kommen könnte", erklärte die Vorsitzende der Liberalen Hochschulgruppen (LHG), Josephine Dietzsch. Sie fordert angesichts der Kritik am Vorgehen der Uni Düsseldorf Regeln für die Untersuchung von Plagiatsvermutungen. "Es muss ein seriöses Verfahren geben, in das alle Beteiligten angemessen eingebunden werden." Der LHG ist ein der FDP nahestehender Studentenverband.

Zuspruch aus den eigenen Reihen

Aus der Koalition erhält Schavan Rückhalt. Bundeskanzlerin Merkel (CDU) ließ ihren Regierungssprecher verkünden: "Die Kanzlerin schätzt ihre Arbeit, und sie hat volles Vertrauen in ihre Arbeit." Auch Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (ebenfalls CDU) bescheinigte ihrer Kollegin im Rückblick auf fast acht gemeinsame Regierungsjahre, sie habe "wirklich hervorragende Arbeit geleistet". Sie schätze Schavan "enorm" und habe sie als "sehr integre Kollegin mit ganz hoher Fachkompetenz" erlebt, sagte von der Leyen. Zu der aktuellen Auseinandersetzung um Schavans Doktorarbeit könne sie aber nichts sagen.

Der Rat der Philosophischen Fakultät der Düsseldorfer Universität hatte am Dienstagabend nach mehrstündigen Beratungen die Einleitung des Verfahrens zur Aberkennung von Schavans akademischem Grad beschlossen. Mit dem Votum signalisiert die Hochschule, dass sie die Plagiatsvorwürfe gegen Schavan für so stichhaltig hält, dass sie den Titelentzug ernsthaft in Erwägung zieht. Der Ratsvorsitzende Professor Bruno Bleckmann betonte allerdings, dass das Verfahren "ergebnisoffen" sei.

Für den 5. Februar sei eine weitere Sitzung des Fakultätsrats angesetzt. Dann werde über die Fortsetzung des Verfahrens beraten. Der Rat fällt letztlich auch die Entscheidung über den Entzug des Titels.

Der Bundesbildungsministerin wird vorgeworfen, in ihrer Doktorarbeit "Person und Gewissen" von 1980 fremde Textpassagen ohne sauberen Nachweis der Quellen übernommen zu haben. Erste Vorwürfe waren vergangenen April anonym im Internet erhoben worden, daraufhin leitete die Universität auch auf Bitten Schavans hin die Prüfung ein. Diese hatte federführend der Judaistik-Professor Stefan Rohrbacher übernommen. In einem vertraulichen Gutachten kam er zu einem klaren Urteil: Schavan habe plagiiert. Zudem attestierte er der Autorin eine "leitende Täuschungsabsicht".

Sollte Schavan tatsächlich ihren Titel verlieren, so dürfte sie auch als Ministerin schwer zu halten sein. Allerdings kann sie eine endgültige Entscheidung durch eine Klage vor dem Verwaltungsgericht hinauszögern. Schavan hat angekündigt, trotz der Vorwürfe erneut für den Bundestag zu kandidieren.

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