Peer Steinbrück ist ein gebildeter Mensch, er ist schlagfertig und ein treffsicherer Analytiker. Er lässt auch kaum Zweifel daran, dass er sich selbst genau so sieht. Es mag diese Selbstsicherheit sein, die ihn immer wieder zu Sätzen verleitet, bei denen man sich an den Kopf greift und denkt: Der hat sie doch nicht alle, dass er das jetzt so sagt.
Das jüngste Beispiel: Die Kanzlerin verdient zu wenig. Sagte Steinbrück in einem FAS-Interview, in dem er sein Verhältnis zum Geld erklären wollte. Man kann mit Recht der Meinung sein, dass die Kanzlerin zu wenig Einkommen angesichts ihrer riesigen Verantwortung bezieht. Der Unterschied ist besonders krass, wenn man an die Phantasiegehälter von VW-Winterkorn oder Siemens-Löscher denkt.
Peer Steinbrück aber, der Nebenverdienst-Millionär, sollte tunlichst nicht darüber reden, dass der Job, den er anstrebt, zu schlecht bezahlt ist. Er sollte diese Form von pekuniärer Amtsphilosphie zum Beispiel Gerhard Schröder überlassen, der heute indirekt, sozusagen in Verrechnungsrubel, die Früchte seiner Politik genießt, und deswegen problemlos finden kann, dass er als Kanzler eigentlich genug verdient habe. Steinbrücks Wahrnehmung in Teilen der Öffentlichkeit wird immer noch mehr von seinem Kontostand als von seiner Politik geprägt. Alles, was er tut, um diesen Eindruck zu festigen, schadet ihm, der SPD und den dünnen Chancen eines Machtwechsels.