Nordkorea feiert toten Kim Jong Il:Der bizarrste Geburtstag der Welt

Ein Reiterstandbild, übernatürliche Phänomene, eine Blume namens Kimjongilia: Die nordkoreanische Diktatur zelebriert den 70. Geburtstag des verstorbenen Diktators Kim Jong Il - sein Sohn nutzt die Feiern, um seine Macht zu festigen.

Mit wehenden Rockschößen, die Zügel fest in der Hand, schaut der "geliebte Führer" seit neuestem in Pjöngjang hoch zu Ross zu seinen Untertanen. Mit der überlebensgroßen Reiterstatue, allerhand Memorabilien und großen Feiern hat das stalinistische Nordkorea den im Dezember gestorbenen Staatschef Kim Jong Il geehrt, der nun 70 Jahre alt geworden wäre.

Bizarrer Personenkult: neues Reiterstandbild der toten Diktatoren Kim Jung Il und dessen Vater Kim Jong Sung

Bizarrer Personenkult: neues Reiterstandbild der toten Diktatoren Kim Jung Il und dessen Vater Kim Jong Sung

(Foto: REUTERS)

Im Staatsfernsehen kam unter anderem eine alte Frau zu Wort, die mit zitternder Stimme dafür dankte, dass "der General" die Zeit gefunden habe, ihre Familie zu besuchen. "Es gibt auf der Welt keinen zweiten Führer wie den General", sagte die Frau.

Am Vortag meldete die amtliche Nachrichtenagentur, Kim Jong Il sei postum zum Generalissimus erhoben worden. Damit wurde Kim Jong Il derselbe Rang zuteil wie seinem 1994 verstorbenen Vater Kim Il Sung. Kim Jong Il stand 17 Jahre an der Spitze der kommunistischen Diktatur. Er entwickelte die Songun-Doktrin, nach der die Armee die soziale Hierarchie krönt.

Als Nachfolger Kim Jong Ils rückte sein Sohn Kim Jong Un an die Staatsspitze. Sein genaues Alter ist nicht bekannt, aber er geht auf die 30 zu. Kim Jong Un tat an diesem Tag das, was schon sein Vater am liebsten zu tun pflegte: Dinge ansehen.

Diesmal beaufsichtigte er die Versendung von Geschenken an Kinder, die auf abgelegenen Inseln leben. Außerdem leitete er ein Treffen von mehreren hundert Militärs und zivilen Staatsbediensteten. Bei der gelobten tausende Militärs und Parteifunktionäre dem jungen Mann die Treue.

Die Bären weinen wieder, berichten die staatlichen Medien

Wie Bilder des Staatsfernsehens zeigten, wurde vor dem Kumsusan-Palast in Pjöngjang mit einer Militärparade samt Feuerwerken des verstorbenen Machthabers gedacht. Bei frostigen Temperaturen verfolgte dessen Sohn und Nachfolger Kim Jong Un völlig in Schwarz gekleidet die Zeremonie. Diese werde abgehalten, um Kim Jong Un die Loyalität des Militärs zuzusichern, verkündete das nordkoreanische Staatsfernsehen.

Geburtstags-Sause für einen Toten: Das 16. Kimjongilia Festival

Geburtstags-Sause für einen Toten: Das 16. Kimjongilia Festival

(Foto: REUTERS)

Zu dem Gedenktag wurden Gedächtnisstempel und Münzen herausgegeben. In Pjöngjang wurde eine Kunstausstellung für Kim Jong Il eröffnet. Außerdem gibt es ein Festival einer speziellen roten Begonienzüchtung, die als Kimjongilia bezeichnet wird.

Zudem vermeldeten die staatlich gelenkten Medien übernatürliche Zeichen: glühende Berge, doppelte Regenbogen, weinende Bären und Scharen von Elstern, die sich angeblich über Gedenkstätten sammeln sollen.

Der junge Kim festigt seine Macht

Mit den bizarren Geburtstagsfeierlichkeiten wird Kim Jong Il postum erstmals die Art von Personenkult zuteil, die seinen Vater, den Staatsgründer Kim Il Sung, schon zu Lebzeiten begleitet hatte.

Die Familiendiktatur dauert in Person von Kim Jong Un schon drei Generationen - und die Macht des "jungen Generals" festigt sich. Parlamentspräsident Kim Yong Nam als nominelles Staatsoberhaupt bezeichnete ihn nun in einer Ansprache als unbestrittenen Nachfolger Kim Jong Ils.

Der hatte sich kürzlich veröffentlichten Redeauszügen von 1999 zufolge demonstrative Verehrung verbeten, solange er seinem armen 24-Millionen-Volk noch nicht den versprochenen Wohlstand verschafft habe. "Ich kann nicht anlässlich meines 60. Geburtstags eine Statue von mir aufstellen lassen, wenn ich noch so viele wichtige Aufgaben zu erfüllen habe wie den wirtschaftlichen Aufbau, die Verbesserung des Lebensstandards und die Wiedervereinigung unseres Landes", soll Kim Jong Il seinerzeit erklärt haben.

Er schob einem Zeitungsbericht zufolge das Problem damals Parteifunktionären zu mit der Bemerkung, man möge seine Wünsche und sein Dilemma "richtig verstehen".

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