Krieg gegen Rebellen:Frankreich rechnet mit langem Einsatz

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"Sie werden lange dauern, denke ich": Verteidigungsminister Le Drian stimmt die Franzosen darauf ein, dass die Soldaten nicht nur ein paar Wochen in Mali kämpfen werden. Etwa 30 Fahrzeuge sind derzeit auf dem Weg in die von den Islamisten besetzte Stadt Diabali. Die Bodenkämpfe sollen "binnen Stunden" beginnen.

Wegen des Widerstands der Islamisten richtet sich die französische Regierung auf eine längere Mission ein. Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian sagte, zwar seien die französischen Einsatzkräfte derzeit in einer besseren Situation als vergangene Woche. Doch die Kämpfe dauerten an. "Sie werden lange dauern, denke ich", sagte Le Drian dem Hörfunksender RTL.

Beobachter gehen davon aus, dass die afrikanische Eingreiftruppe frühestens im September in der Lage sein wird, in den von Islamisten besetzten Norden Malis vorzurücken. Die Rückeroberung des nördlichen Landesteils werde mindestens mehrere Monate dauern, schätzt General Vincent Desportes. "Es ist klar, dass dieser Krieg lange dauern wird und das französische Engagement von Dauer sein wird", fügte er hinzu.

Präsident Hollande hatte erklärt, die französischen Soldaten würden so lange in der ehemaligen Kolonie bleiben, bis in dem Land wieder Stabilität eingekehrt sei. Er hatte aber auch gesagt, er hoffe, in den kommenden Tagen oder Wochen den Einsatz an die afrikanischen Soldaten übertragen zu können.

Französische Truppen rücken vor

Generalstabschef Edouard Guillaud sagte am Mittwoch, französische Soldaten würden schon sehr bald auf islamistische Truppen treffen: "Wir werden binnen Stunden kämpfen", sagte Guillaud der Nachrichtenagentur AP.

Mehr als 300 französische und malische Soldaten hatten sich am Dienstag laut dem Sender RFI auf dem Weg in die Stadt Diabali rund 250 Kilometer nordöstlich von Bamako gemacht. Am Dienstag hätten sich die Verbände in Niono, etwa 60 Kilometer südlich von Diabali, befunden. Dort seien sie von den Bewohnern mit Jubel begrüßt worden, berichtete ein RFI-Korrespondent.

Gemeinsam mit der malischen Armee wollen die französischen Truppen von den Rebellen gehaltene Stadt Diabali (Diabaly) im Zentrum des Landes zurückerobern. In den vergangenen Tagen haben französische Kampfflugzeuge die Stadt Berichten zufolge mindestens sechsmal angegriffen und die Kampfbereitschaft der Islamisten deutlich geschwächt, hieß es unter Berufung auf malische Sicherheitskreise.

Islamistenoffensive gestoppt

Nach Angaben von Verteidigungsminister Le Drian sind gegenwärtig zwölf Kampfflugzeuge vom Typ Rafale und Mirage in Mali im Einsatz. Wie ein Sprecher der malischen Streitkräfte mitteilte, griffen französische Jets erneut auch Stellungen der Rebellen in Gao, Kidal und Timbuktu im Norden des Landes an. Neben Diabali wird nach französischen Angaben auch die Stadt Konna im Zentrum Malis weiterhin von Rebellen kontrolliert. Im Osten sei es gelungen, die Offensive der terroristischen Gruppen zu stoppen, sagte Le Drian.

Derzeit befinden sich etwa 800 französische Soldaten in Mali, um auf Bitten der dortigen Regierung gegen die vorrückenden Islamisten aus dem Norden vorzugehen. Demnächst würden weitere Soldaten in das Land geschickt, kündigte Präsident François Hollande am Dienstag während eines Aufenthalts in Abu Dhabi an. Nach übereinstimmenden Berichten will Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian bis zu 2500 Soldaten entsenden. Die Bundesregierung will den Einsatz mit Flugzeugen für den Truppentransport unterstützen.

Merkel in der Kritik

Die SPD wirft Merkel eine schlechte Informationspolitik und Zögerlichkeit beim Mali-Einsatz vor. "Wie immer taucht die Kanzlerin in solchen Prozessen eher ab, wartet hin und erklärt nicht", sagte SPD-Verteidigungsexperte Rainer Arnold der Rheinischen Post. Es müsse jetzt darum gehen, der deutschen Gesellschaft mit fünf, sechs guten Argumenten das Engagement in Afrika zu erläutern. Auf jeden Fall müsse der Bundestag eingeschaltet werden, falls Maschinen der Luftwaffe Personen transportieren und in Mali landen sollten. Dann sei ein Mandat nötig, "das ist eindeutig", sagte Arnold.

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