Konflikt in Mali:Islamistische Gruppe in Mali spaltet sich

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Eine neue islamistische Gruppierung will Frieden in Mali: Die Islamische Bewegung von Azawad hat sich von der den Norden kontrollierenden Gruppe Ansar Dine abgespalten. Während diese Verbindungen zu al-Qaida hat, spricht sich die neue Bewegung gegen den Terrorismus aus.

Die Islamisten im Mali spalten sich: Im Norden des Landes hat sich eine Gruppierung von der mit al-Qaida in Verbindung stehenden Strömung Ansar Dine losgelöst. Die neue Islamische Bewegung von Azawad (MIA) kündigte am Donnerstag an, eine friedliche Lösung in dem Konflikt anzustreben.

Sie wolle sich "vollkommen von jeglicher terroristischen Gruppierung distanzieren", hieß es in einer Erklärung der Bewegung. Sie sei entschlossen, "alle Formen von Extremismus und Terrorismus zu bekämpfen".

Der Norden Malis ist derzeit unter Kontrolle mehrerer Extremisten- und Rebellengruppen. Die Tuareg-Gruppierung Ansar Dine wird von Iyag Ag Ghaly geführt, der bereits in den 1990er Jahren eine wichtige Rolle im Tuareg-Aufstand spielte, bevor er nach einem Friedensschluss als malischer Diplomat nach Saudi-Arabien entsandt wurde. Sie fordert Autonomie für den Norden und die Umsetzung des islamischen Rechts der Scharia. Anfang Dezember traf sich die Gruppe zu Verhandlungen mit der Regierung, doch ein Anfang Januar geplantes weiteres Treffen sagte sie ab.

Malische Armee soll Menschen hingerichtet haben

Unterdessen wurden in Mali schwere Vorwürfe gegen die Armee laut. Menschenrechtler und Einheimische beschuldigen die Streitkräfte, Tuareg und Araber hingerichtet zu haben. Diese seien der Zusammenarbeit mit islamistischen Kämpfern bezichtigt worden, gegen deren Vormarsch Frankreich Soldaten eingesetzt hat.

Seit dem französischen Militäreinsatz gegen die Islamisten im Norden Malis, der am 10. Januar begann, gab es den Angaben zufolge mehrere außergerichtliche Hinrichtungen vor allem in den Städten Sevaré und Mopti in Zentralmali sowie in Nioro im Westen des Landes. Allein in Sevaré wurden demnach mindestens elf Menschen in einem Lager des malischen Militärs exekutiert. Unter Berufung auf Beobachter vor Ort hieß es weiter, in derselben Region seien zudem etwa 20 Menschen exekutiert und in Brunnen geworfen oder verscharrt worden. In Nioro sollen malische Soldaten zwei Tuareg hingerichtet haben.

Ein Reporter der Nachrichtenagentur Reuters sah mindestes sechs Tote in der Stadt Sevaré. Drei lagen in der Nähe einer Bushaltestelle, drei weitere waren in einen Brunnen geworfen worden. Nach Bekanntwerden der Anschuldigungen hinderte die Armee Journalisten daran, aus der Stadt zu berichten. Die Streitkräfte wiesen die Vorwürfe zurück.

Die FIDH, eine in Paris ansässige Vereinigung von Menschenrechtsgruppen, erklärte, sie habe Hinweise auf mindestens elf Hinrichtungen. Die Organisation forderte eine unabhängige Untersuchung. Die malische Regierung oder - "wenn nötig" - der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) müssten den Vorwürfen nachgehen. FIDH verwies zudem auf unbestätigte Berichte, wonach im Westen und Zentrums Malis noch weitere standrechtliche Hinrichtungen stattgefunden hätten. Human Rights Watch forderte die Entsendung von UN-Beobachtern.

Die Europäische Union zeigte sich besorgt über die Berichte von schweren Menschenrechtsverstößen. Die für humanitäre Hilfe zuständige EU-Kommissarin Kristalina Georgiewa sagte auf einer Pressekonferenz am Mittwoch in Ouagadougou, der Hauptstadt von Malis Nachbarland Burkina Faso, Meldungen über "ethnische Kämpfe und aus Rache verübte Übergriffe" seien "sehr besorgniserregend".

Georgiewa war zuvor gemeinsam mit dem französischen Entwicklungsminister Pascal Canfin mit dem burkinischen Präsidenten Blaise Compaoré zusammengetroffen. Compaoré vermittelt seit dem vergangenen Jahr in dem Konflikt in Mali. Canfin sprach sich für einen "politischen Dialog innerhalb der malischen Gesellschaft" aus.

Westafrikanische Truppen unterstützen Frankreich

Nach einem Militärputsch im März vergangenen Jahres hatten die von Tuareg dominierte Befreiungsbewegung MNLA und islamistische Gruppen den Norden Malis erobert. Wenige Monate später unterlagen die Tuareg-Kämpfer einer Koalition islamistischer Gruppen. Derzeit geht die französische Armee gemeinsam mit den Soldaten der malischen Militärregierung gegen die Rebellen vor.

Nach französischen Angaben rücken nun auch die ersten westafrikanischen Truppeneinheiten nach Norden vor. Eine gewisse Anzahl Truppen habe begonnen, sich von der Hauptstadt Bamako Richtung Nordosten zu bewegen, sagte Frankreichs Außenminister Laurent Fabius am Mittwoch in Paris. Es seien bereits 1000 Soldaten aus westafrikanischen Staaten und dem Tschad in Bamako.

Fabius hob die Bedeutung der tschadischen Einheiten hervor. "Ihre Fähigkeiten sind erwiesen und sie kennen die Region", sagte er. "Die afrikanische Truppe kommt viel rascher zum Einsatz als erwartet." Die Mitglieder der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) haben die Entsendung von etwa 3800 Soldaten nach Mali zugesagt. Zusätzlich will der Tschad, der nicht dem Staatenbund angehört, 2000 Soldaten zum Kampf gegen die islamistische Milizen beisteuern.

© Süddeutsche.de/Reuters/AFP/sebi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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