Jackie Chan und die chinesische KP:Kung-Fu-Kommunist im Auftrag des Staates

Jackie Chan Politik

Engagiert sich politisch in China: Jackie Chan.

(Foto: dpa)

Fürs Leinwandgeprügel zu alt: Der chinesische Schauspieler Jackie Chan geht in die Politik. Die KP hat Chan in einen Ableger des Nationalen Volkskongresses berufen. Schon in der Vergangenheit hat sich der Hongkonger politisch geäußert - und damit oft Verwunderung hervorgerufen.

Von Kai Strittmatter, Peking

Hongkong hat nicht viele Weltstars. Jackie Chan ist der einzige, der sich einen Stern auf Hollywoods Walk of Fame erarbeitet hat, mit Filmen wie "Rush Hour" oder "Shang-High Noon". Damals, als in Hongkong alle einen neuen Bruce Lee suchten, bekamen sie stattdessen Jackie Chan, den Mann, der Kung-Fu und Komödie aufs fruchtbarste verkuppelte. Chan beherrschte den Kampfsport so wie der 1973 verstorbene Bruce Lee und brach sich bei seinen Stunts in mehr als 80 Filmen jeden Knochen mindestens einmal - er nahm sich selbst aber nie so ernst wie sein Idol sich selbst, im Film zumindest.

Im vergangenen Jahr deutete der jetzt 58-Jährige an, dass er sich fürs Leinwandgeprügele allmählich zu alt fühle. Da kommt der neue Posten gerade recht: Hongkonger Medien meldeten, die Kommunistische Partei (KP) in Peking habe Chan in die Politische Konsultativkonferenz des chinesischen Volkes (PKKCV) geladen - ein Zwilling des Anfang März tagenden Nationalen Volkskongresses. Die Abgeordneten der PKKCV dürfen ebenso viel applaudieren wie die des Volkskongresses und haben noch weniger zu sagen. Unter ihnen sind Unternehmer, Intellektuelle und Schauspieler, mit deren Prominenz sich die KP schmückt, neben Jackie Chan darf in diesem Jahr auch Literaturnobelpreisträger Mo Yan Platz nehmen.

Qualifiziert hat sich Chan für die Aufgabe mit seinem von Jahr zu Jahr wachsenden Patriotismus und der parallel anschwellenden Bewunderung fürs autoritäre Regieren. Zuletzt verblüffte er die Hongkonger, als er im Dezember in einem Interview mit dem Sender Phoenix die USA als "das korrupteste Land" der Welt ausmachte. Im Gegensatz zu Amerika mache China, den Parteiführern sei Dank, "stetig Fortschritte".

US-Medien reagierten perplex, die Hongkonger waren weniger überrascht. Es war nicht die erste politische Einlassung Jackie Chans, der schon 2004 Taiwans demokratische Präsidentschaftswahlen "einen Riesenwitz" genannt hatte und fünf Jahre später, bei einem Wirtschaftsforum auf der Insel Hainan, über die Gefahren der Freiheit philosophierte: "Zu viel Freiheit kann zu großem Chaos führen, so wie heute in Hongkong." Die Kritik an seiner - für andere Beobachter noch immer faszinierend wohlgeordneten - Heimatstadt wiederholte Chan im Dezember 2012, als er seinen Mitbürgern vorwarf, sie hätten Hongkong zur "Stadt des Protests" gemacht.

Was stimmte: Die Entfremdung zwischen Hongkongern und Peking war wohl nie größer seit 1997, dem Jahr der Heimkehr Hongkongs nach China. Im vergangenen Sommer demonstrierten Hunderttausende gegen den Plan, an den Hongkonger Schulen "patriotische Erziehung" zum Pflichtfach zu machen. Die Demonstranten warnten vor "Gehirnwäsche", und sie hatten Erfolg: Die Pekingtreuen legten den Plan auf Eis. Das politische Amt für Jackie Chan nun ist auch ein Signal Pekings: So wünschen wir uns unsere Hongkonger. Noch einmal Jackie Chan: "Ich finde immer mehr, wir Chinesen müssen kontrolliert werden. Wenn uns keiner kontrolliert, dann tun wir einfach, was wir wollen."

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