Interaktiver US-Wahlatlas 2012:So tickt Amerika

Zahlen, bitte! Im US-Wahlkampf spielen Daten und Statistiken eine große Rolle, jede verfügbare Information wird ausgewertet: Wie ist die Lage in den umkämpften "swing states"? Neigen Staaten mit vielen Reichen zu Romney? Und wer zu Obama? Der US-Wahlatlas von Süddeutsche.de gibt Aufschluss.

Sebastian Gierke

Amerika ist besessen von Statistiken und Daten. US-Computerunternehmen wie Google und Facebook gründen ihre Geschäftsmodelle auf dem Sammeln von Datenmassen. Sportmannschaften beschäftigen eigene Teams, die Wochenende für Wochenende Millionen Fakten zu Spielen auswerten. Und auch in der Politik spielen Zahlen eine enorme Rolle: Da werden Erfolge und Erfolgschancen verglichen, abgeleitet, berechnet. Vor allem im Präsidentschaftswahlkampf.

Am 6. November tritt wohl Mitt Romney für die Republikaner gegen Präsident Barack Obama von den Demokraten an. Meinungsforschungsinstitute, staatliche Einrichtungen, private Unternehmen und Organisationen haben dazu Unmengen an Daten erhoben. Und die beiden großen Parteien werten jede zur Verfügung stehende Information über die US-Bevölkerung aus - um ihren Wahlkampf perfekt auf die Wähler abzustimmen. Unentschlossene sollen ausfindig gemacht werden und Themen, die sie beschäftigen. Wichtig auch: Wo hat es Sinn, Wahlkampf zu machen - und wo würden die Grand Old Party oder die Demokraten nur Ressourcen verschwenden?

Wer diese Zahlen und Daten richtig lesen kann, bekommt neue Perspektiven, Einblicke und ein neues Verständnis der US-Politik. Warum ist es so kompliziert, im Bundesstaat Florida Wahlkampf zu machen? Wieso ist Ohio so wichtig? Warum wird sich Obama im Wahlkampf wohl kaum in Idaho sehen lassen - und könnten die Republikaner ihm in Pennsylvania doch noch gefährlich werden?

Um solche Fragen zu klären, haben wir den US-Wahlatlas 2012 programmiert. Er hilft, die politische Landkarte der USA besser zu verstehen. Und wir sind ja auch ein wenig besessen von Statistiken und Daten.

[] Aktuelle Umfragen: Auf einer USA-Karte sehen Sie, welcher Staat gerade felsenfest für einen der beiden Kandidaten ist, welcher bloß eine Neigung zu Obama oder Romney hat - und wo es nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Demokraten und Republikanern aussieht. Zur Erinnerung: Wer in den USA in einem Staat die meisten Stimmen bekommt, erhält in der Regel alle sogenannten Wahlmänner dieses Staates zugesprochen. Die Anzahl der Wahlmänner richtet sich nach der Bevölkerungszahl. Wer die meisten Stimmpersonen hat, wird Präsident. Die Daten für unsere ständig aktualisierte Übersichtskarte haben wir von RealClearPolitics, einer Internetseite, die Umfragewerte aus dem ganzen Land bündelt.

[] Wahlmänner-Karte: An den Küsten leben in den USA mehr Menschen als im Landesinneren, ergo haben die Staaten dort mehr Wahlmänner, so dass die geografische Karte die politische Lage nicht richtig wiedergibt. Wir haben deshalb eine alternative Karte entwickelt: Sie zeigt jeden Staat als Quadrat. Dessen Größe richtet sich nach seiner Zahl an Wahlmännern. Kalifornien hat das größte Quadrat, Washington, D.C., das kleinste.

[] Filter: Geben besonders religiöse Menschen tatsächlich bevorzugt den Republikanern ihre Stimme? Kann sich Obama der Staaten mit besonders vielen Hispanics und Afroamerikanern sicher sein? Zu wem neigen Staaten mit vielen Reichen oder besonders guten Bildungswerten? Unsere Karte können Sie mit solchen Basisdaten zu den US-Staaten überlagern. Klicken Sie zum Beispiel den Filter für Arbeitslosigkeit an, dann werden jene Staaten schwächer eingefärbt, in denen es wenige Arbeitslose gibt. So werden Zusammenhänge zwischen der Wahlneigung und der Bevölkerungsstruktur nachvollziehbar.

[] Wahlsimulator: Welchen Staat müsste Romney holen, um Obama zu schlagen? Welche Staaten reichen Obama zum Sieg? Klicken Sie im Simulator auf einen Kopf-an-Kopf-Staat, um ihn einem Kandidaten zuzuschlagen - und zu sehen, wer wann eine Mehrheit hätte.

[] Details zu jedem Staat: Klicken Sie auf einen Staat, um auf einen Blick alle Umfrage- und Statistikdaten zu sehen und eine kurze Analyse zu ihm zu lesen.

Der US-Wahlatlas zeigt überraschende Zusammenhänge auf - er widerspricht der eigenen Wahrnehmung oder bestätigt auch mal im Detail das, was man irgendwie immer gedacht hat. Die bisherigen Statistik-Filter sind dabei nur der Anfang. Bis November sollen immer wieder andere dazukommen, um neue Aspekte des Wahlkampfs zu beleuchten: Wer gibt in welchem Bundesstaat mehr Geld aus? Welchen Einfluss haben die neuen Gesetze zur Wähleridentifikation? Wählen die Jungen eher Romney, oder kann sich Obama auch 2012 wieder auf ihre Unterstützung verlassen?

Was interessiert Sie? Haben Sie eine Idee für die Karte? Wir freuen uns über Ihre Anregungen und Vorschläge - einfach an hallo@sz.de. Und wenn Sie selbst mit den Daten experimentieren wollen: Diese Tabelle bei Google Docs ist Grundlage der Grafik - wir haben sie für Sie zum Weiterbearbeiten veröffentlicht.

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