Gertrud Steinbrück:Ihrem Mann mehr als gewachsen

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Gertrud Steinbrück, die Ehefrau des künftigen SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück, lehnt eine ständige öffentliche Präsenz der Partner von Spitzenpolitikern ab.  (Foto: dpa)

Als Ehefrau des SPD-Kanzlerkandidaten kommt Gertrud Steinbrück zwangsweise in die Öffentlichkeit - eine Rolle, die der Gymnasiallehrerin nicht recht geheuer ist. Wer aber meint, nur ihr Ehemann sei ein Mann klarer Worte, liegt falsch.

Von Susanne Höll

Der designierte SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hat ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein. Wer ihn nicht gut kennt, käme auf die Idee, dass er - mit Ausnahme natürlich von Helmut Schmidt - kaum einen Mitmenschen als intellektuell und überhaupt als ebenbürtig respektiert. Weit gefehlt. Da ist etwa sein Bruder Birger - und vor allem seine Frau Gertrud.

Von ihr spricht der Ex-Finanzminister - öffentlich der privaten Diskretion wegen selten - stets mit größtem Respekt. Sie selbst würde am liebsten coram publico überhaupt nichts sagen. Schon als Gattin des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Steinbrück mied sie, so gut es ging, das Scheinwerferlicht. Die Kanzlerkandidatur ihres Mannes war ihr, wenn man die Dinge recht versteht, nicht geheuer - weil beide eigentlich andere Pläne hatten. Und sie selbst wieder in die undankbare Rolle der Frau an der Seite geriete und reden müsste.

Es kam anders. Am kommenden Sonntag wird sie - zusammen mit den drei Kindern - auf dem SPD-Parteitag in Hannover sein, wenn Steinbrück zum Herausforderer von Angela Merkel gekürt wird. Und das Interesse an ihr, der promovierten Biologin und Gymnasiallehrerin aus Bonn, wird fast so groß sein wie das an ihrem Mann. Die Regeln der Zunft besagen, dass man besser vor solchen Momenten manches preisgibt. Und denen hat sie sich nun, nolens volens, selbstbewusst gebeugt.

Im Gespräch mit der Welt am Sonntagerzählt sie, dass ihr Mann mit dem Fahrrad am Sonntag Brötchen holt, dass zu Hause maximal mit 18 Grad geheizt wird und der Familienrat wegen der Kanzlerkandidatur getagt habe. Sie lobt Merkels Ehemann Joachim Sauer, der sich erfolgreich jedweden persönlichen Fragen verweigert. Politikerfrauen haben es da heute schwerer. Wenn sie nicht redet, heißt es, entweder die Ehe ist schlecht oder sie traut sich nicht. Beide Schlussfolgerungen wären im Fall von Gertrud Steinbrück Unfug.

Die 1949 geborene Tochter eines ostdeutschen Universitätsprofessors, die als Kind ins Rheinland kam und später Biologie und Politik studierte, ist ihrem in vieler Hinsicht anspruchsvollen Mann in jeder Hinsicht mehr als gewachsen. Wenn er etwa die Kavallerie in die Schweiz schicken will, lässt sie ihn privatissime wissen, er solle kein dummes Zeug erzählen. Und wer glaubt, dass Steinbrück ein Freund klarer Worte ist, muss erst mal sie zum Gespräch treffen. Menschen, die sich nach einem ihrer raren Auftritte in Berlin höflich mit den Worten verabschieden, es sei schön, sie kennenzulernen, entgegnet sie: "Ach, Sie glauben, mich kennengelernt zu haben?"

Dass sie die Frau des Kandidaten sein könnte, hat Gertrud Steinbrück geargwöhnt. Gewissheit erhielt auch sie erst am Morgen des 28. September. In der Nacht zuvor hatte Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier seinen Verzicht erklärt; ihr überraschter Gatte rief dann sofort an. Und sie ging sofort auf Klassenfahrt nach Kroatien.

© SZ vom 03.12.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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