Eskalation im Gaza-Streifen:Rakete tötet Israelis, Hamas droht mit "schwarzen Tagen"

Israel bombardiert weiter den Gaza-Streifen, die radikalislamische Hamas feuert mehr als 100 Raketen auf israelisches Gebiet ab. Inzwischen ist auch die Zahl der verletzten Palästinenser längst dreistellig, Tote gibt es auf beiden Seiten. Und die Kriegs-PR läuft auf Hochtouren: Nach den Israelis hat auch die Hamas dem Gewaltausbruch einen eigenen Namen gegeben.

Oliver Das Gupta

Israelis react and run for cover as a siren sounds warning of incoming rockets in the southern town of Kiryat Malachi

Israelis gehen während eines Raketenangriffs auf Kirjat Malachi in Deckung.

(Foto: REUTERS)

Die Gewalt zwischen der radikalislamischen Palästinenser-Organisation Hamas und der israelischen Armee fordert immer mehr Opfer auf beiden Seiten. Bei den massiven gegenseitigen Angriffen sind inzwischen mindestens 15 Menschen ums Leben gekommen. In Israel wurden am Morgen drei Menschen getötet, als ihr Wohnhaus in dem Ort Kirjat Malachi - fast 30 Kilometer nördlich von Gaza - von einer Rakete aus dem Gaza-Streifen getroffen wurde. Mehrere Bewohner wurden schwer verletzt.

Sowohl die israelische Armee als auch die Hamas berichten via Internet regelmäßig über die Anzahl der Angriffe (hier mehr über die digitale PR beider Seiten). So teilte das Militär mit, man habe seit dem Beginn der Offensive am Vortag mehr als 150 Ziele im Gaza-Streifen aus der Luft und vom Meer aus angegriffen. Militante Palästinenser schossen im selben Zeitraum rund 250 Raketen in Richtung Israel ab. Ein Teil der Flugkörper konnte angeblich von einem Raketenschirm abgefangen werden.

Die Al-Kassam-Brigaden der Hamas bestätigten über den Kurznachrichtendienst Twitter, man habe mehr als 100 Geschosse in Richtung Israel abgefeuert. Dazu liefern die Islamisten immer wieder Propaganda wie Bilder von verkohlten Kinderleichen und die Ankündigung, der "Kampf der Befreiung" Palästinas habe begonnen. Israel nennt seine Offensive "Säule der Verteidigung", jetzt hat die Hamas nachgezogen: Die Kriegs-PR der Islamisten taufte den massenhaften Beschuss von Zielen in Israel "Operation Schieferstein".

Unklar ist, wie groß der Blutzoll auf Seiten der Palästinenser wirklich ist und wie viele der Hamas-Raketen tatsächlich israelische Ziele treffen. Eine Propaganda-Behauptung wies Israel inzwischen explizit zurück: Eine Armeesprecherin in Tel Aviv sagte, es sei weder eine Rakete aus dem Gaza-Streifen auf die Küstenmetropole abgefeuert noch von der israelischen Raketenabwehr abgefangen worden. Die Hamas hatte zuvor erklärt, ein Geschoss des Typs Fajr 5 erstmals auf Tel Aviv gefeuert zu haben.

Abbas kehrt in Westjordanland zurück

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas brach seine Europareise ab, um wegen der Krise im Gaza-Streifen sofort ins Westjordanland zurückzukehren. Obwohl die Hamas im Gaza-Streifen im Jahr 2007 die Fatah von Abbas niedergekämpft und die Macht komplett übernommen hat, betrachtet sich Abbas als Präsident auch der im Gaza-Streifen lebenden Palästinenser.

Nach Auskunft des palästinensischen Chefunterhändlers Saeb Erekat sagte Abbas Termine in der Schweiz ab. Erekat verurteilte die israelischen Operationen und warnte, die Palästinenser würden "Israel für die Folgen des Aggressionsaktes voll zur Verantwortung ziehen".

Im Gaza-Streifen begann inzwischen die Beisetzung des getöteten Militärchefs der Hamas, Ahmed al-Dschabari. Für die Islamisten ist Dschabaris Tod ein harter Schlag. Entsprechend martialisch fallen die Reaktionen aus: Israel habe für sich "die Tore der Hölle geöffnet", hieß es, dem "kriminellen Feind" stünden "schwarze Tage" bevor.

Mit Material von dapd

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